Charakterologie

226 Die pjychoanalytiice Charaiterlehre

wahr, weil diejer Trieb, der zu ihrer Erfenntnis führte, „eigentlich nichts weiter ijt als eine jublimierte Schaufreude"?

bier rächt fi nun aud) der einjeitige Ausgang der Piychoanalyje vom Mediziniihen her. Im franfen Charafter nämlic) liegt es anders. Da itellen jich die jcheinbar höchiten Tendenzen verblüffend als „Erjaßbefriedigung“ der niederen Triebe als niederer dar. Ein pathologiichsreligiös erfrantter Menjch nimmt das Sexuelle in jeine Dijion als Seruelles hinein. Tief ethijceh anmutende Schuldgefühle gegenüber Gott und der Welt iind im franfen Charakter tatjählid oft nur Schuldgefühle aus jeruellen Jugendjfünden, aus homoferuellen Neigungen ujw. Das aber ijt der radi= tale Unterjchied zwijchen franfer und gejunder Seele, daf in der franfen das Nliedere ich am Höheren in jeiner niederen Erfüllungsweije befriedigt, während die gejunde Seele für das Höhere eine völlig andere, nämlic) die Erfüllungsart jucht, die wirflidd dem Höheren entjpricht. Ihr wäre die niedere Erfüllungsart (die der Herkunft des jublimierten Triebes entipräche) geradezu tief zuwider. Die Einheit des Lebens ermöglicht, daß beide Strufturen ji) in der Handlung jebr ähnlich jehen fönnen. Es find aber jelbjtverjtändlich ihrem ganzen Wejen und ihrem etbijchen Wert nah grundverjchiedene innere Derhältnijfe. — Die Unterjcheidung der echten Sublimierung von ungejunder Mithinaufnahme des Niederen ins höhere bildet ein Kernjtüd der ganzen pjychoanalytilhen Lehre vom franfen Charakter. Derwilht man diejen Unterjchied, jo jtürzt dies Kern= itüd und damit die ganze Pfychoanalyje zufammen. Indem Steud und vor allem feine Jünger diejen Unterjchied bei allen Anwendungen auf Kultur und Sitte tatjächlih verwilhhen, zeigen fie fich jelbjt an Entwertungstendenzen firiert.

Dieje Derwilhung von franfer und gejunder Struftur (von echter Sub= limierung und franthafter Erjaßbeftiedigung am Höheren) wird verjtärft durch das fonderbare Spiel, das Sreud mit dem Begriff der „Libido“ treibt. Man fannı gefunden Geijt wohl aus jublimierter Libido entjtanden denfen, nicht aber aus Seruellem. Wie jtarf aber die Entwertungsten= denz bei Sreud arbeitet, das zeigt fi) vor allem darin, daß er nicht nur die jeruellen Wortbedeutungen auf die jpäteren Sublimierungsformen anwendet, jondern jogar die Ausdrüde für Perverjionen, für ungefunde Entwidlungsverfeitigungen als Wurzel für das Höhere anjett.

Im BiologijdyTriebmäßigen liegt 3. B. eingejdjlojjen eine gewilje Angriffsneigung und Zerjtörungsneigung, die Tujtbetont ijt. Ohne jie fönnte das einfache tierifche Lebewejen ja nicht leben. Denn am Zerjtören von Hindernijfen hängt fehr viel für das Gedeihen aller Lebewejen ab,