Charakterologie

Die Therapie 241

Die Konzeption des Madhttriebes als des alleinigen Triebes in allem Streben ilt wie bei Sreud fichtlih auf weltanjchaulicher pejfimitijcher Haltung aufgebaut. Aud bier fommt die Entwertungstendenz „alles ijt weiter nichts als...“ deutlich zum Dorjchein. Konfequenterweije müßte Adler ihn beim gejunden Charakter nad der Aufhebung der Spannung zwijhen Minderwertigfeitsgefühlen und reaftiven Strebungen nach Überlegenheit fallen lajjen, zumindejt ihm eine ganz andere Qualität geben.

Da wir uns in der anjchließenden Kritif mit diejen Teilen der individualpfycho= logijhen Lehre nicht näher befajjen können, jei nod) eine furze kritijche Bemerfung bier eingejhoben: Unjere Zeit neigt zur Aufftellung moniftiijher pjychiicher Syiteme, die alles aus einem Grundtrieb ableiten wollen: Libido bei Sreud, Madttrieb bei Adler, in der Philojopbie leitet Heidegger die Sormen unjeres Dajeins aus der „Sorge“ ab. Und man fönnte noch manche ähnliche Geitalttypen von jolhen „Grundttieben" aufjtellen. So fruchtbar das ijt, muß doch aud) die Methode jelbjt zum Problem gemacht werden. Es muß erfannt werden, daß wir damit Geitalt-Bilder aufitellen, die alle „pajjen“, aber darum noch nicht einen ontijhen Monismus beweijen. Sie pajjen ja alle gleich gut. Man fann alle Machttendenz als im Dienjte des Seruellen auffaljen und genau jo gut umgefehrt das Seruelle als wichtigjte Sorm der Machtverwirklihung. Man fönnte beides dem „Einverleibungstrieb” („Hunger”; Icherhaltungstrieb) „unterorönen“ und um= gefehrt diejen Icherbaltungstrieb wieder deuten als im Dienjte des Macht= oder Sortpflanzungsttiebes jtehend ufw. Das alles find Perjpeftiven-Überjchneidungen, die erjt dann wirklich wertvoll werden, wenn jie als jolhe erfannt und nicht dauernd mit ontijher Genefe und objeftiver Aufbauftruftur verwechjelt werden.

Noch eine wichtige und auf die fonfrete Realität hinführende Solgerung: das grökte Hindernis für die Erfüllung des Madht= und Geltungstriebes ijt unjer Leben in der Gemeinjchaft. In der Samilie nimmt der Bruder und die Shweiter (in früheiter Kindheit vor allem auch der Dater, der dieinnige Beziehung zur Mutter unterbricht) einen quten Teil der Beachtung in Ans jprudy, die wir als fleine Kinder jehr gerne auf uns allein fonzentriert wijjen möchten. Die Pubertätsjahre bringen mit der Tatjache, daß unjer beftigjter Trieb, der erotijche, vom Mitmenjchen vielleicht abgelehnt wird, die härtejten Prüfungen für die Sähigfeit, unerfüllte Macdt- und Geltungsjuht zu ertragen. (Eiferfucht entiteht aus der tiefiten Kränfung des Madhttriebes: ein anderer Menjc erjekt uns da, wo wir der Natur des Triebes nady allein berrichen jollten.) In allen Leijtungen des Lebens erfahren wir die Konkurrenz anderer Menjchen, von denen viele es „bejjer fönnen als wir”. Wir müfjen obendrein jie noch achten und anerfennen, die wir aus dem Machttrieb heraus am liebjten von der Erde wünjchten, furz: überall ift es die Tatjache jozialen Lebens (im weitejten Sinne: als Gemeinjhaftsleben überhaupt), die in bezug auf unjeren Madht-

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