Charakterologie
S. Küntel 243
als typiiches Beijpiel), 2. aber aud), indem man den Kampf überhaupt vermeidet, alfo die „Dinge laufen läßt, wie fie laufen wollen“. Pjycho= logiih gejehen entiteht die erjte Art des Ausweichens, die indirefte Ziel erreihung, wenn der Wille zur Zielerreihung jtark ijt, die Kraft aber, bzw. der „Mut“ zum direkten Angriff nicht da ijt. Die zweite Art hingegen fennzeichnet den „pafjjiven“ Charakter, der, wo er auf unangenehme Aufgaben jtöht, fie überhaupt nicht mehr aftiv angreift, jondern ihre Erledis aung offen läßt. Bei der Gedrängtheit des Lebens finden ji) immer genug andere Kräfte, die „die Sadje irgendwie zu einer Tölung führen“. In deren Aktivität [haltet man fein Schidjal ein: Man jpürt 3. B. etwa, dak man jid) durch feine bisherige Lebensweije auf die Dauer nicht finanziell halten fann. Die Erledigung der anwachjenden Schwierigfeit aber überläft man anderen. Im Notfall jpringen Derwandte, Sreunde oder Wohlfahrtsämter ujw. ein.
Diefer Gegenjat von „Subjeft- oder Objeftjein“ ijt das Hauptthema Stis Künfels.!) Wir find in allen Situationen immer zugleidy Subjeft und Objekt. Subjeft find wir, indem wir von uns aus umgejtaltend an der Wirklichkeit des Lebens angreifen. Damit laden wir aud) die Konjequen= zen diejes „aftiv-fubjeftalen” Handelns auf uns. Wir müffen fie aushalten und gegebenenfalls „erleiden“ — das ijt die Sorderung der ebenjo unum= gänglihen objeftalen „Haltung“. Der jhwace Charakter fan nun mehr das Subjeftjein oder mehr das Objeftjein zu vermeiden juchen. Aufgabe der Erzieher ijt es, ihn die Spannung beider Einftellungen aushalten zu lehren.
Mit diefem Gegenja& hat fi die Individualpjychologie deutlich den Typenjyitermen angenähert. Typen fehlerhafter Schidjalsführung werden aufgeitellt, und es wird in der Kritik unjere Aufgabe jein, zu prüfen, ob dieje Tupen „Ihichtgebunden“ find an die Sphäre der CharafterShwäde, oder ob fie weiterreichend dazu taugen, typifche Grundfompo= 3. Aufl. Berlin 1927. — Dann das Hauptwerf: Angewandte Charakterfunde, 6 Böe. Leipzig 1932—1935. I. Einführung in die Charatterfunde auf indiviöualplychologiiher Grundlage. 6. Aufl. 1934. II. Charatter, Wachstum u. Erziehung. 2. Aufl. 1934. II. Charakter, Liebe und Ehe. 1952. IV. Charakter, Einzelmenjch u. Gruppe. 1933. V.Charafter, Leiden u. Heilung. 1934. VI. Charafter, Krilis u. Deltanfpauung. Die vitale Dialettif als Grundlage der angewandten Charafterfunde (2. Bearb. der „Ditalen Dialeftit‘). 1935. — Endlid nod: Grundzüge der politiihen Charaftertunde. 2. Aufl. Berlin 1954. Grundzüge der praftiichen Seelenheilfunde. Stuttgart 1935.
1) „Die Arbeit am Charafter“. 19. Aufl. Schwerin i. M. 1934.
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