Charakterologie
Kritif 271
Kritik.
Auf eine eingehendere Kritit müfjen wir verzichten. Wertvoll ift an diejer Betradhtungsart vor allem die Zujammenfajjung alles Einzelnen unter großen Perjpeftiven, die Ableitung des Einzelnen aus dem allgemein anthropologijchen Grundproblem der Stellung des Menjchen zum Lebens= ganzen. Die Gefahr liegt wieder darin, vermeintlihe jahliche Unterformen und übergeordnete Grundjtrufturen zu geben, wo es ji) vielleicht nur um Ableitung der Gejtaltbilder des Einzelnen aus dem Geitaltbild des Ganzen handelt. („Deduftive” Ableitung aus dem Begriff.) Dahin gehört etwa die Ableitung der fonfreten Sormen der „Liebe” (Liebe zum Steund, zur Geliebten) aus „der“ Liebe. Es fragt ji), wieweit diejer Beatiff „der” Liebe ein aus den allein fonfreten Sormen abgeleiteter reiner „Bildbegtiff" eines abjtrabierten Allgemeinen ijt, der nicht durch echte herauslöjung von wirflid Gemeinjamen, jondern durch Mivellierung der faftiihen Unterjchiede gewonnen ijt, —wieweit er ein Jachlich Allgemeines, eine jih in die betreffenden Unterformen jahlich aufipaltende Grundqualität darjtellt. Wir haben dieje Stage aber bereits bei Klages behandelt und bei Sreuds Begriff der „Libido“, der ebenfalls daraufhin zu befragen ijt, ob er ein jachliches oder gedanfliches Allgemeines darftellt.
Sehr zu beachten ijt, wie beim Derjucdhe einer jolhen Ableitung aller haratterlihen Einzelfragen aus der einen Grundftage nad der Stellung des Menjchen zum Naturganzen die Einzelrihtungen der Charafterologie (bejtimmte Typologien, die Lehre der Piychoanalyje und der Indis vidualpjychologie) fi deutlich als „Teildijziplinen“ zeigen; dadurd) hilft ein jolches Syjtem wejentlid, die einjeitigen Totalitätsanjprüche aller diejer Richtungen zurechtzurüden.
Andererjeits zeigt fich zugleich die Unzulänglichkeit einer Aufteilung in „Gebiete”, jo etwa, daß 3.B. die Individualpfychologie ji mit nur einem feinen „Ausjhnitt“ zu befajjen habe: etwa den Entartungen der Kompromik-Sorm in der Lebensproblematif. Nicht nur die von „großen“ Derjpeftiven ausgehenden Charafterjyiteme treffen den ganzen Charafter, nicht nur der Ausgang von weit über die fonfrete Erfahrung hinausliegen-= den anthropologijchen Gejichtspunften erfaßt den ganzen Charakter, londern auch von einzelniten, fonfreteiten „Teilen“ des Charakters ausgehend wird immer wieder der „ganze“ Charakter getroffen. Nur im quan= titativen Bilde ijt der Ausgang vom Lebensganzen ein umfaljenderer Aus= gang als der von einer Einzelheit. Die Bejonderheit der charatterlichen Struktur: daß aud innerhalb des einzelnen Charakters jeder „Teil“ Res