Charakterologie
294 Zujammenfajjung und Abjchlug
fannı, und daß es die Niveauhöhe eines Charakters ausmacht, ob er die Spannung zum Öegentyp nur in jhwahem Grade aushält, jih frühzeitig ausfrijtallijierend und fejtlegend, oder ob er jtart und lange durdhhält, und weder linfs nod) rechts „ans Ufer” gebt.
Denn daß wir Charafterformen immer in fTonträren Gegenpolen erfafjen, ijt ja nicht eine Sonderart unjeres Kategorienjyjtems, das eine an fi) nit in Kontraftrichtungen verlaufende Entwidlung nur in Kontrajt= dimenjionen „jpiegelte” und damit verfälichte. Wären die Typenjchemata jolche verzerrenden Brillen, jo fönnten jie nicht jo weitgehend auf die Realität „pajjen“. Der Charakter jelbit jtrebt zur deutlichen Enticheidung zwiichen Kontrajtausprägungen. Und er wädjlt, indem er die fontrajtierenden Ausprägungstichtungen nicht nivelliert, jondern in fraftvoller Spannung jeweils beide Pole aushält. Einjeitige Ausprägung beizeiten zu erfennen fann darum, bejonders bei jungen Menjchen, außerordentlic) viel dazu belfen, jo lange wie möglich in der weiterführenden „Sahrtrinne” in der Mitte des Stromes zu bleiben.
So bleibt von allen grundjäglichen Einwänden nur der Abjtand zwildhen dem legten Wejentlihen als dem Individuellen — und dem, was als Kreuzungspunft von Allgemeinem erfaßt werden Tann. Der bleibt allerdings. Wohl können wir dur immer mannigfaltigere Kontrajtöimenjionen, immer feinere Polaritäten, immer plajtijhere Herausarbeitung der „Hohlformen“ und Ausktijtallijationen die „Mitte“ immer reichhaltiger bezielen — aber „näher“ fommen wir ihr damit nicht. Dielleicht fönnen wir jagen, wo der lebendige Strom fließt — wahrjcheinlich aber aud) das nur im negativen Hinweis, indem wir anzeigen, wo er bereits nicht mebr fließt.t)
Außer diefem „Ort“ aber jeines Sließens, außer diejem negativ abgeorenzten „Slußbett“ ihn jelbjt zu fallen, ijt nicht Sache wiljenjchaftlicher Erfenntnisafte. Weil Charakter ein echtes Seinsgeheimnis ijt. Und wenn
1) Ic} perjönlich bin der Anjicht, daß es nur eine negative Charafterologie gibt. Das zu beweijen erforderte aber eine ausführlichere Auseinanderjegung mit den icheinbar entgegenjtehenden Rejultaten der charakterologijhen Sorjehung, die bier nicht gegeben werden fann. Pojitiv fanın immer nur das Derbalten, nicht die Charaktereigenart bejchrieben werden, und immer nur die Ausktijtallifation (die individuelle „Sadgalje“), und nicht der Strom jelbjt, welcher ji, und wie er ich austrijtalliftert. Durd; diefe doppelte Negativität wird aber feine Stepjis begründet, jondern vielmehr erjt diejenige Betrachtung freigelegt, die das Wejentliche des Charakters in Abftügung gegen alle auszujchließenden Bilder indirekt jihtbar madıt.