Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts
heiten ſih bewegend, ſpäter immer mehr ins Beſondere einging und mix wirkliches Intereſſe einzuflößen begann. Liebe war das Hauptthema desſelben; manchmal fielen Seitenbli>ke auf Tagesereigniſſe, und der ſcharfe Beobachtungsgeiſt meines unbekannten Korreſpondenten, die feine Ironie, mit der er Alles, was in das Gefühlsleben einſchlug, nicht beſpöttelte, aber materialiſirte, lo>te mir eine Art Zuneigung zu ihm ab, welche deſſen Freund durch paſſend angebrachte Bemerkungen nährte. Was zuerſt nur kindiſche Freude an einer Sonderbarkeit geweſen war, nahm nach und nah meine Theilnahme in Anſpruch und wurde endlich ein Bedürfniß des Herzens.“
Hier wurde die Erzählung von wiederholtem Klopfen an die Thüre unterbrochen, die Hebenſtreit verſchloſſen hatte. Eine männliche Stimme begehrte Einlaß und berief ſich auf das in dieſem Hauſe an dieſem Tage geltende Geſetz, welches Thüren der Boudoirs zu ſchließen verbiete. „Uebrigens,“ wurde hinzugefügt, „werden wir eure Schäferſtunde nicht ſtören, uns verlangt nur auh nach einer ſolchen.“
Hebenſtreit weigerte ſich, zu öffnen, und nah