Der Künstler zwischen Westen und Osten
HOELDERLINS GEISTIGE HEIMAT
VVer erfahren will, wie nahe oder ferne er Hölderlins Wesen ist, der steige mit seinen Gedichten die Berge empor, durch Gärten, Wälder und Geklüft, dem Quell entgegen, der herunterstürzt. Er ruhe zuweilen unter einer jungen Buche und lasse Laut und Rhythmus einer Hymne durch seine Seele ziehen. Sein erstes Erlebnis wird sein, daß er sich aus unendlicher Schwermut heraussagen muß: Die Natur, die beim Dichter von der Gegenwart Gottes durchdrungen ist (Fluß, Baum und Himmel sind für Hölderlin göttliche Wesen), erscheint dem heutigen Menschen entseelt. Sieh nur die Fußgänger an, die dich, wie du so dasitzest, ein- und überholen. Sieh nur dich selber an, wie du dich erhebst und weiterwanderst. Könnt ihr noch aus dem Geist heraus, der in den Versen Hölderlins webt und wirkt, schauen, atmen und schreiten?
Im dunklen Efeu saß ich, an der Pforte des Waldes, eben, da der goldene Mittag, den Quell besuchend, herunterkam
von Treppen des Alpengebirgs,
das mir die göttlich Gebaute,
die Burg der Himmlischen heißt
nach alter Meinung, wo aber
geheim noch manches entschieden