Der Künstler zwischen Westen und Osten

- Hamlet 147

mißbraucht er meine Schwermut, meine Schwäche — denn über solche Geister hat er große

Gewalt — mir zur Verdammnis. Festern Grund

als jenen muß ich haben. Dieses Spiel

entlarvt des Königs Schuld und führt zum Ziel.

Das Phantom flößt ihm den Gedanken ein, ein Zwischenspiel zu schreiben und dem Repertoire der Komödianten einzufügen. Er will an der Wirkung auf den König dessen Schuld oder Unschuld konstatieren. Es ereignet sich bei der Ankunft der Schauspieler eine Szene, die auf den ersten Blick wie ein abliegendes und ablenkendes Intermezzo erscheint, einer Laune entspringend, der Shakespeare nachgibt, um sich über Theaterleute zu belustigen. Keineswegs: Die Worte, die Hamlet ihnen sagt, reden nicht nur vom Beruf, sondern von der Berufung der Komödianten, die verborgensten Seelengründe im Zuschauer zu wecken und ın Bildern aufsteigen zu lassen. „Comödia‘ kommt von Comos und Oda und heißt eigentlich Dorfgesang. Das himmlische Lied ertönt in der irdischen Gemeinde. Die Schauspielergemeinschaft ist von einem göttlichen Genius geführt. Sie wandert durch die Welt, um den Menschen geistige Impulse zu geben. Gewiß: Das Ideal wird auch hier nicht erfüllt, In diesem Zwischenspiel wird, durch Vermittlung Hamlets, der Geist des Vaters Inspirator.

Ich weiß nicht, ob schon jemand darüber nachgedacht hat, warum der Prinz von Dänemark, der am

Hofe den Magister artium spielt (wobei er zeigt, daß 10*