Der Künstler zwischen Westen und Osten

ıh8 Hamlet

er noch viel von der Mysterienkunst versteht), die Rede vom Untergange Trojas, von Priamos und Hecuba, so gut auswendig weiß. Sie hat sich ihm schon lange vor dem Morde seines Vaters eingeprägt. Kaum daß die Schauspieler angekommen sind und sich präsentiert haben, fällt sie ihm ein, und er beginnt zu deklamieren:

Der rauhe Pyrrhus, dessen dunkle Rüstung schwarz wie sein Vorsatz war, wie jene Nacht, wo er im Bauch des unheilschwangern Rosses sich barg, hat seine schwarze Schreckgestalt grausam mit schlimmern Wappenfarben noch beschmiert, blutrot von Kopf zu Fuß, mit Streifen vom Blut der Väter, Mütter, Töchter, Söhne furchtbar geschmückt, das an ihm klebt, gebacken im Brand der Straßen, die ihr grausames, verfluchtes Licht zum scheußlichen Gemetzel noch liehn. Erhitzt von Glut und Wut, geröstet und überstrichen mit verdicktem Blut,

mit Augen wie Karfunkel, — sucht der Sohn der Hölle, Pyrrhus, den ehrwürdigen

Altvater Priamos.

Sind die Phantasiegestalt des Priamos und das Gespenst des Königs nicht Doppelgänger? Seltsam, daß sich die erste dem Prinzen bis zur Wesenhaftigkeit ins Gedächtnis einverleibt hat, bevor er das andere gesehen. Das Schicksal hatte sich vorgebildet, ehe es sich auswirkte. In Hamlets Bildekräfteleib lag schon lang der Keim des Karmas. Deshalb hackten die Versfüße sich so sicher in sein Gedächtnis ein.