Der Künstler zwischen Westen und Osten

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m: Hamlet: ... Fahre fort, komm jetzt an Hekuba.

Schauspieler:

Doch wer, o wer die schlotterige Königin gesehn —

Hamlet: _ Die schlotterige Königin?

Polonius:

Das ist gut. Schlotterige Königin ist gut.

Schauspieler:

‘Wie barfuß hin und her sie rannte, blind

sich weinend und mit Tränengüssen drohend

den Flammen, um den Kopf ein lumpiges Tuch gewickelt, den noch jüngst ein Diadem bedeckt...

Der Schauspieler rezitiert, was im Innersten der Harmlet-Seele latent verborgen ist. Er fühlt, mit seinem aufgeregten Spürinstinkt, daß er noch niemals einen solchen Zuhörer hatte. Er empfindet dessen innere Bewegung als eigene. Er wechselt die Farbe und bekommt Tränen in die Augen. Seele und Technik werden eins.

Dieser Komödiant hat sich seinem Berufe so hingegeben, daß er — Schicksal spielen kann.

„Was ist ihm Hekuba, und was ist er der Hekuba, daß er um sie muß weinen?“

Hekuba ist die Vertreterin des Mutterrechts. Hier ist es gewiß am Platz, auf J. J. Bachofen hinzuweisen,