Der Künstler zwischen Westen und Osten

150 Hamlet

der gerade über Troja, als Stätte mütterlichen Priestertums, Aufklärung verschafft hat. Er wies ja darauf hin, „wie in der Troischen Urzeit sich alle Äußerungen des Mutterrechts erkennen lassen“. Dieses unterlag nech dem Mond-Kultus. Der Zug der Griechen nach Troja bedeutet den Übergang zu einem Zeitalter, das von der Sonnenreligion bestimmt wird. (Mond und Sonne sind hier wesenhaft gedacht.) Apollo, der Sohn des Lichtes, löst die nächtlichen Mütter ab. Der Überwinder Hektors, Achill, der im Mythos goldene Haare hat, ringt „nach apollinischer Lichtnatur“. „Sie ist zugleich Ausdruck der geschichtlichen Entwicklung des hellenischen Volkes und Vorbild dessen, was jedes Einzelmenschen Aufgabe und Heil ausmacht.“ (J. J. Bachofen.)

Als die Griechen, unter Führung des erfindungsreichen Odysseus, dem Bauch des hölzernen Pferdes entsteigen, beginnt die Kulturepoche, die Rudolf Steiner als die vierte nachatlantische, die griechisch-lateinische bezeichnet.

„Mutter, Mutter, Mutter!“ ruft Hamlet hinter der Szene, als er mit letzter Sicherheit das Verbrechen erkennt, das die Königin in den Heltärismus zurückgeworfen hat. Fürchterlich rührt dieser Ruf an das Herz, als wollte er die Erinnerung an Taten wecken, die in dunkelster Traumtiefe verwurzelt sind. Er wühlt Geschehnisse auf, die sich an der Grenze zwischen Asien und Europa, vor Jahrhunderten ereignet haben.

Ist es nicht, als ob die ganze ‚„coma Hectorea” (um dieses Bachofensche Zitat aufzugreifen) in dieser „Komödie‘‘ wiederum auftaucht? Das „Mutterrecht“ lebt