Der Künstler zwischen Westen und Osten

Entelechie des Menschen jein

eine Reihe räumlicher Gestaltungsformen an. Es handelt sich nun um den lebendigen Begriff, welcher diese Formen rückwärts und vorwärts verbindet.“

Der Begriff, der lebt! Goethe fand einen solchen eben in der Idee der Urpflanze. Die Natur im Geiste aufleben lassen, darin besteht, naiv gesagt, Goethes Methode.

Goethes ganzes Bestreben lief darauf hinaus, das zu erfassen, was als lebendiges Prinzip in allem wırksam ist. In der Jugend dichterisch, im Mannesalter wissenschaftlich. Hier einer seiner symptomatischsten Sätze: „Das arme Tier zittert im Netz, streift sich die schönsten Farben ab; und wenn man es ja unversehrt erwischt, so steckt es doch endlich steif und leblos da; der Leichnam ist nicht das ganze Tier, es gehört noch etwas dazu, noch ein Hauptstück, und bei der Gelegenheit wie bei jeder anderen ein hauptsächliches Hauptstiick: das Leben.“ Dieses Bestreben zur geisteswissenschaftlichen Methode erhoben zu haben, ist Rudolf Steiners Verdienst. Goethe selbst war dazu nicht geneigt. Er hat sich, wie er selbst sagt, „nicht in das Innere des Labyrinths gewagt‘. Seine Metamorphosenlehre wird deshalb meist als eine künstlerische Tat gewertet, trotzdem sie eine wesentlich wissenschaftliche ist. „Im Gebiete der organischen Naturerscheinungen, “ schreibt Steiner über sie, ‚ist das Bedeutsame in Goethes Ansicht die Vorstellung, die er vom Wesen des Lebens ausbildete. Nicht auf die Betonung der Tatsache, daß Blatt, Kelch, Krone usw. Organe an der Pflanze sind, die miteinander identisch sind, und sich