Der Künstler zwischen Westen und Osten
Moderne Lyrik 217
in solchen Augenblicken von einer Wahrhaftigkeit, die sein Herz förmlich bluten machte...“
.-. [rakl mußte in seiner alten Charge als Medikamentenakzessist mit einem fliegenden Spital ins Feld. Nach Galizien...“ Und ging dort zugrunde. „Er ist in der Nacht vom 3. auf 4. November 1914, nachdem er einen Tag in Agonie gelegen — vermutlich an der Wirkung einer zu starken Dosis Gift, die er zu sich genommen — gestorben; doch ist sein Ende immerhin in Dunkel gehüllt, da man seinen Diener in seinen letzten Lebensstunden nicht mehr zu ıhm ließ. Dieser — ein Bergarbeiter aus Hallstatt, zugeteilt der Sanität, namens Matthias Roth — war der einzige Mensch, der bei Trakls Begräbnis als Leidtragender zugegen war. (Aus Mitteilungen Ludwig Fickers.)
Trakl löst sich vom Verstand, der die Sinneswahrnehmungen ordnet und bindet, los; er verfährt mit den Bildern der Außenwelt nach einem Trieb, dessen Ursprung er selbst nicht kennt, der wohl die Laute der Sprache ım Wohlklang ablaufen läßt, aber die Bedeutung vergißt, und so vom Wahnsinn geschlagen erscheint... Traumbild und Sinneseindruck vermischen sich.
RUH UND SCHWEIGEN Hirten begruben die Sonne im kahlen Wald. Ein Fischer zog in härenem Netz den Mond aus frierendem Weiher.
In blauem Kristall wohnt der bleiche Mensch, die Wang’ an seine Sterne gelehnt; oder er neigt das Haupt in purpurnem Schlaf.