Der Künstler zwischen Westen und Osten
Moderne Lyrik DOT
Heilig in Rot. — Hoffte J. R. Becher, der diese Verse schrieb, auf das kommunistische Rußland, das die Zivilisation Europas retten sollte? Noch hatte die Jugend, die derart dichtete, nicht erkannt, daß Kain im Osten wirkte. Noch begeisterte sie sich für Lenin, ohne zu merken, daß er die russische Volksseele ırreführte.
Urteilslosigkeit ist das Vergehen dieser Dichter. Dadurch, daß sie ihre Augen nicht geöffnet hielten, gelangten sie in eine Sackgasse, wo ein Mörder mit einem Messer sie erwartete und sie zwang, es zu erfassen und gegen die Welt, die verbrecherisch war, theatralisch zu zücken.
Die Dichter jener Revolutionswochen wurden als Vorspann der Demagogen benutzt. Aber sie waren nicht schuldlos, denn sie konnten wissen, daß es einen Weg gab.
Christian Morgenstern war ihn gegangen.
Nie wurde die Zivilisation so schonungslos gegeißelt, nie die Verwesung so kraß beschrieben, nie der Haß so wild gepredigt.
Verfluehtes Jahrhundert! chaotisch! gesanglos!
Ausgehängt du Mensch, magerster der Köder, zwischen Qual, Nebel-Wahn, Blitz
Geblendet. Ein Knecht. Durchfurcht. Tobsüchtig. Aussatz und Säure
Mit entzündetem Aug. Tollwut im Eckzahn. Pfeifenden Fieberhorns.
Einige Dichter, wie Franz Werfel, sahen ein, daß äußere Institutionen, mit und ohne Hilfe des Staates,