Der Künstler zwischen Westen und Osten

20 Auf der Suche nach der

schaft wären? Es kam zu ganzen Kriegen wegen dieser Idee.“ Der heutige Weltzustand war da. „Es kamen Religionen mit dem Kult des Nichtsseins und der Selbsizerstörung um willen der ewigen Ruh im Nichts. Es kam der Selbstmord.“ Der Ankömmling, der schon lange bereute, daß er erzählt und dadurch den Keim der Verderbnis gesät hatte, ging verstört unter ihnen umher, verfluchte und verachtete sich. „Ich sagte ihnen, daß ich alles getan hätte, daß ich die Schuld an allem trug, ich, ich allein.“ Man nannte ihn verrückt, man drohte mit dem Irrenhaus. Da wurde sein Leid so groß, daß er starb und... erwachte.

In seinem Dachzimmer war Tag geworden. Er jauchzte, denn er wußte, der Traum war mehr als Traum, er war ein Bild der Wahrheit. Diese zu verkünden, sollte fortan sein einziges Trachten sein: Liebe die Menschheit wie dich selbst und sei stets eingedenk, daß du es bist, der sie verdorben hat. Ich bin es, der sie verdorben hat, soll sich jeder sagen. Ich, ich... In dieser Ich-Einsicht liegt das einzige Heil...

Diese Erzählung spiegelt das Leiden unserer Zeit ın einem Brennpunkt. Es springt hervor als Selbstvernichtungstrieb und Erlöserwille.

Wohl selten tritt der Unterschied zwischen ost- und mitteleuropäischer Art deutlicher zutage, als wenn man diesem ekstatischen Traume die ruhigen und wachen Worte Rudolf Steiners gegenüberstellt. Auch in diesen lebt der Selbstbestimmungswille und das Verantwortlichkeitsgefühl für die ganze Menschheit in höchster Entwicklung. Zwei Sätze mögen dies dartun.