Die Französische Revolution

134 Viertes Kapitel.

beiden Beſtimmungen verleßt worden war und der ſie als Eingriff in die göttlichen Rechte anſah !), {loß ſi< noh enger an den Klerikalismus an. Wenn er dann am 14. Juli die Verfaſſung beſhwor, ſo konnte er nicht daran denken, ſi<h an ſeinen Eid zu binden, und er wurde durch jenen Beſchluß mittelbar in die Arme der Fremden getrieben?).

Troßdem ſchien jeht alles in Ruhe zu verlaufen, und der König hatte offenbar jedwede Oppoſition gegen die neue Verfaſſung aufgegeben. Hatte doh auch Mirabeau ?) alles getan, um den König zu einer verſöhnlicheren Stimmung zu bewegen. Man mochte glauben, daß Ludwig ſeine Badekur, welche Geſundheitsrückſichten erheiſchten, aufgab, um den Argwohn der Pariſer niht herauszufordern #); damit verſcherzte er fich aber eine gute Gelegenheit, um ſeinen Siß in die Provinz zu verlegen.

Im Auguſt ſchreibt ®) Marie Antoinette, daß ihr noch nicht jede Hoffnung genommen ſei — trot ihrer verzweifelten Lage; aber ſie will nicht alles auf das Spiel ſegen, und Beſonnenheit atmet ihr Brief. Wenn ſie geahnt hätte, daß der folgende Monat wichtige Änderungen bringen würde! Die Entlaſſung der alten, beim König immerhin in ziemlichen Mißkredit ſtehenden Miniſter ging damals vor ſich, ein Ereignis, welches halbwegs durch die herrſchende Partei, die noh immer eine Gegenrevolution befürchtete, veranlaßt worden war. Dafür traten der Nationalverſammlung genehme Kreaturen in das Miniſterium ein. In dieſem Monat wurde auch eine Änderung in der Zuſammenſetzung des Hoſfſtaates vorgenommen, und Freunde der Verfaſſung erlangten auch hier das Übergewicht ©).

Hatte der Unwille des Königs ſhon dem vorigen Miniſterium gegolten, mit dieſem konnte er no< viel weniger einverſtanden ſein. Daher mußte er dieſe Aufdrängung neuer Räte als eine hwere Demütigung empfinden. Deshalb rückte er von Mirabeau ab, als dtéſer

YE

1) In derſelben Richtung mußte dann die Nachricht von Verbrennungen des Papſtbildes wirken (Span. Ar<. 3970 — 6. Mai 1791).

2) Sybel a. a. O. Bd. I, S. 312.

3) Der Abſchluß des Chateletprozeſſes hatte auG Mirabeau kompromittiert. Dadurch ſei ſeine Stellung zur Königin lo>erer geworden (Span. Ar. 3892 9. und 17. Aug. 1790 und 4023 — 9. Ott. 1790).

4) Wie am Anfange des Jahres (ſiche Span. Ar<. 4011 — 6. Jan. 1790).

5) Arneth, Brief 75. Ebenda Nr. 74 heißt es, daß man im gegebenen Augenbli>e keinen Bürgerkrieg hervorrufen dürfe. Aber Mirabeau hat einen ſolchen gewünſcht (ſiehe S. 124).

6) Span. Arch. 4023 — 12. Nov. 1790.