Die Französische Revolution

Fünſtes Kapitel.

Die Unterbrechung der dynaſtiſhen Tradition und ihre Folgen.

„Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeſchichte aus“, rief Goethe in den Herbſttagen 1792 auf dem Schlachtfelde von Valmy. Jn zweierlei Beziehung iſ das richtig: von da ab datieren die lange unterdrückten Expanſionsgelüſte der franzöſiſchen Nation, und von da ab wurden ihre Heerhaufen Träger des republikaniſchen Gedankens. Daheim in Paris ſah es jezt ſo aus, als wären die antiken Jdeale ihrer Verwirklichung ganz nahe, wenn man auch vergaß, daß dem Altertum die Repräſentivverfaſſung unbekannt geweſen. Aber um ſo beſſer für den hauptſtädtiſchen Pöbel: ſo konnte er ſich nah römiſchem Vorbilde einen weitgehenden Einfluß auf die Geſchäfte anmaßen.

Selbſtverſtändlih war, daß die Emigranten, ſo ſehr ſie mit den Sturz des Königtums veranlaßt hatten, dieſe Entwiélung der Dinge rügängig zu machen ſuchten. Wir hatten {hon erwähnt, daß dieſen, jezt auh dem Grafen von der Provence das Odium des Vaterlandsverrats anhaftete. Mit aus dieſem Grunde und weil der getötete König noch direkte männliche Nachkommen beſaß, wurde der Dauphin, ein hübſcher Junge von guten Eigenſchaften, als künftiger König angeſehen und auch von den Ausgewanderten als Ludwig XVIT. zum König proflamiert. Gewiß war der franzöſiſche Klerus zum großen Teil königstreu. Doch was half das und was wurde dadurch für die royaliſtiſche Sache erreicht, zumal der Aufruf ſelber ganz reaktionär gehalten war 1)? Der im Namen des neuen Königs geführte ?), von den Engländern unterſtüßte Auſſtand Dumouriez' hatte kein günſtiges Ergebnis. Für

1) Daudet, L’Histoire de l'émigration, Bd. I, S. 218. 295. 2) Révolution française, Bd. XL, S. 332.