Die Französische Revolution
Erſtes Kapitel.
Der Könige Kampf für Frankreichs Vorherrſchaft in Europa und für ihre abſolute Gewalt.
Machiavelli war „der Begründer der reinen Politik“ und „der größte Gegner aller ſcholaſtiſchen und patriarchaliſchen Staatsbegriſfe“ ?). Dieſer rühmt nun an Frankreih das Bewußtſein nationaler Gemeinſamkeit, an dem Könige des Landes, Ludwig XI., die kluge ſtaatsmänniſche Haltung ?). Wunderbar, er, in ſeines Herzens Grunde Demofrat, äußert ſich ſo über den Herrſcher, welcher oft eine andere Beurteilung hat erfahren müſſen! Aber der große Florentiner wußte, was jenem Reiche not tat. Denn, ſagt er in ſeinen Discorſi , unklug handelt nur der Fürſt, welcher ſih an die Geſeze nicht kehrt und tut, was er will. Anderes noh wird bei ihm zur Schäßung dieſes Mannes mitgewirkt haben.
Die franzöſiſhe Monarchie führte ihren Urſprung auf die göttliche Miſſion Chlodwigs zurü>. Mit der Erinnerung an die religiöſe Weihe verband ſich die Vorſtellung, daß die Könige die wahren Nachfolger Karls des Großen ſeien ®?). Wie nun deſſen Kaiſertum als eine Erneuerung des römiſchen angeſchen wurde, ſo konnte die Hoffnung auf die Beherrſchung der Welt niemals einſhlummern ‘), und ſchon aus dem Grunde fühlten ſih Frankreichs Könige anderen gekrönten Häuptern
1) Kuno Fiſcher, Geſchihte der neueren Philoſophie (Heidelberg 1865), Bd. I, Teil 2, S. 392. |
2) Feſter, Machiavelli (Stuttgart 1900), S. 94. 141. 143. 166. v. Ranke, Franzöſiſche Geſchichte (Leipzig 1856), Bd. T, S. 37.
3) Kampers, Die deutſche Kaiſeridee (München 1896), S. 91.
4) Kampers a. a. O. S. 37. 93. Holßmann, Nogaret (Freiburg 1898), S. 22. 37. 155. Auch in der Kultur des Mittelalters machte ſi< das Übergewicht der Franzoſen geltend.
Scheibe, Die franzöſiſche Revolution. 1