Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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In jeder Sqculmaſchine befindet ſi< eine doppelte Steuervorrihtung. Der Lehrer läßt na< und nah den

Kameraden mitſteuern, jeden Augenbli> bereit, deſſen

Fehler dur< ſchnelle Gegenwirkung wieder auszugleihen.

Die Hauptſache iſt, erſt einmal vom Boden wegzutommen,

alſo der Start. Wer den kann, der hat das Schwerſte hintex ſi, denn hinunter kommt er ſhon wieder — irgendwie muß er's ja ſhließli<h. Hierbei nun feinen „Bruch“

zu machen, das heißt den teuren Vogel weder auf den

„Kopf“ zu ſtellen noh ſonſtwie zu zertrümmern oder zu be[hädigen, lernt er in der Kunſt des Landens. Das iſt die

weite Stufe. Das Fliegen ſelbſt iſt dann das einfahſte.

Viele luſtige Bilder gibt's natürlich bei dieſer Ausbildung.

Sechs, ſieben und oft mehr Schüler üben gleihzeitig. Die

anderen ſtehen am Start und warten, bis ihnen ein Flugzeug zugeteilt wird. Sie bilden den Chor der Rache, in dem

tauſend Gloſſen - über die Übenden von Mund zu Mund

gehen. Nachher kommen ſie ja ſelber daran. Der Fliegerhumor iſt reih an Vergleichen, Vildern und Wißworkten.

Illuſtrierte Geſ<hihte des Weltkrieges 1914/17.

ſihtbar fenntlih gemacht. Sie tragen lange rote Wimpel an den Holmen. Man biegt ihnen mit übertriebener Höf= lichkeit und ret beizeiten aus, denn ſie ſind unſichere Kantoniſten und können's vielleiht do< no< niht. Jedes gegenſeitige Anrennen in der Luft führt natürli<h zu Kataſtrophen. Mit dem Beſtehen des erſten Examens, das das Beſchreiben einiger Ahtex in beſtimmter Söhenlage for= dert, hat die Ausbildung den erſten Abſ<hluß erreicht.

__ Nun folgt Prüfung auf Prüfung. Auſſuchen beſonderer Höhen in kürzeſter Zeit und ſofortiges Landen aus ihnen, ſobald unten vom Starter ein weithin ſichtbares Zeichen mit der Leuchtpiſtole gegeben wird. Dabei muß das Flugzeug in einem engen, dur< Fähnchen beſonders fenntli< gemachten Kreis auf den Boden gebra<ht werden, was dem

Verhalten bei Notlandungen entſpriht. Da heißt es Geiſtes=

gegenwart und wirklihe Fliegerkunſt beweiſen. Übexrland-= und Fernflüge folgen. Zuerſt immer noch allein Und endli< — mit Beobachter. Dieſer gibt dem Flugzeugführer die jeweilige Flugrihtung an, gemäß den Aufgaben, die er ſelt}

Scherz und Ecnſt liegen da eng beiſammen und wohnen au vereint im Herzen jedes Fliegers. Er lebt ſhneller und konzentrierter wie andere Menſchen. Stets iſt er in Spannung. ſene gewachſen. Das zeigen uns täglich die Heeresberite.

Für Lehrer und Schüler iſt das Ziel der Ausbildungszeit im Anfang zunächſt der erſte Alleinflug. Der bringt oft Überraſhungen. Einer, der ſeines Lehrers hellſte Freude war, fommt überhaupt niht vom Erdboden los, ſondern jagt wie ein Amokläufer mit brüllendem Motor über den Platz und ſtürzt ſih mit weitgebreiteten Flügelflächen gegen den grünen Zaun am Ende. Er muß wieder Zurüd> ZU erneutem Studium. Ein anderer aber, der das Schmerzens=kind ſeines Lehrers war, ſtartet, ſteigt, fliegt, gleitet und landet wieder mit einer Sicherheit, als wäre er die älteſte „Monakokanone“ aus Friedenszeiten

Das exſte Alleinſein in dex Luft löſt natürlih ganz neue Gefühle aus. Manche haben von. gewiſſen Höhen an oder über den Wolken förmliche Höhenangſt. Aber auch die überwinden Energie und Gewohnheit: Die Alleinſlieger werden in der erſten Zeit für die ‘aïtderen Flugzeugführer weithin

_Bosniſche Soldaten der öſterreichiſ<h-ungariſ<hen Armee auf der Raſt.

Sein ganzes E E e E E ine A b ind im Laufe des Krieges ins Ungemeſ-= C : : Heimathafen zurü>finden mußte.

Phot. Berl. Muſtrat.-Geſ. m, b. H

zu löſen hat. Auch unterrichtet er ihn im Selbſtorientieren nach der Karte, na<h Sonne und Kompaß, denn manchem Flugzeugführer wurde im Felde ſhon der Beobachter dur Anſchuß von der Erde oder im Luftkampf handlungsun=fähig gemacht, ſo daß er ohne deſſen Hilfe ſeinen Weg zum Dem Flug ſelbſt geht natürli<h ein genaues Studium der Karte voraus. Da gibt's unendlihe Feinheiten zu beaten, und die ganze Sache wird völlig kriegsgemäß. Zur Verſtändigung mit den eigenen Truppen im Gelände wird in neuerer Zeit ſogar drahtloſe Telegraphie vom Flugzeug aus angewandt. Was man lange Jahre für Traumgebilde phantaſiereicher Erfinder gehalten. hat, die gewaltige te<hniſ<he Entwi>lung im Kriege hat es uns gebracht. — Jm Armeeflugpark erhält der Schüler den leßten Frontſchliff. Hier kann ex aus allen jüngſten Erfahrungen lernen. Jm Dienſt der Feldfliegerab-

| teilung, der er dann bei Bedarf zugeteilt wird, kommt er

endlih zum erſtenmál über die Kampflinien, als JnfaneL „oder au<, na<hdem ex ſih beſonders be=

währt und das Fliegen über dem Feind genau kennen. ges lernt hat, als Kampfflieger. Und ‘da iſt dann ſhon mancher

kühne Traum zur Wirklichkeit geworden: Pour le Mérite!