Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.

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helle zeigten. Schon flogen au< die Torpedo hinüber und friſh ging es ran an den Feind. Mehrere Treffer ſ{<lugen

an Bord der ruſſiſhen Schiffe ein und die deutſhen Be- |

obachter fonnten deutli ſtarke Exploſionen und Brände auf den feindlihen Fahrzeugen feſtſtellen. E Wie alle dieſe Seegeſehte an der kurländiſhen Küſte, ſo endete auh dieſes Sharmügßel mit dem Rüczug der ruſſiſhen Schiſſe, die [<hwere Beſchädigungen davontrugen, ohne daß ſie irgendwel<he Erfolge zu erzielen vermochten, obwohl dex ruſſiſhe Bericht ſtets von „erfolgreihen“ See= gefehten in der Oſtſee zu erzählen wußte.

Kriegergräber im Operationsgebiet. - Von Paul Otto Ebe. . (Hierzu die Bilder Seite 81.)

„Die Frage nah der würdigen Ehrung der Gräber der

vielen für Thron und Vatexland gefallenen Helden bewegt in Wort und Bild, im Beraten und Schaffen je länger je mehr - aller Gedanken und Herzen im Heer und Volke, draußen und daheim.“ Dieſe Worte aus einem Erlaſſe des Deutſchen Kaiſers ſind dem deutſ<hen Volke, das 1m ſeine gefallenen Selden trauert, aus der Seele geſprochen. Die vielen Anfragen und die bis- : weilen unmöglih zu erfüllenden BVit-= ten, die bei den mit der Gräberfürſorge betrauten Dienſtſtellen im Felde und in der Heimat einlaufen, zeigen anderſeits, daß ſi<h manche unrichtige Vorſtellung über das Kriegsgräberweſen eingeſ<li<hen hat. Auf Grund eingehender Kenntniſſe, die in monatelanger Tätigkeit im Felde erworben ſind, möchte ih mein Scherflein zur Beantwortung der vielen Fragen, die Hinterbliebene wehen Herzens zu ſtellen pflegen, beitragen. An den ausgedehnten Kampffronten im Oſten, Weſten und Südoſten gibt es ruhige Stellen, wo nur ſelten die Granaten den Boden pflügen. Im Gegenſaß dazu ſtehen die Brennpunkte des Kampfes, wo ſih ein Shüßengrabengewirr hinter dem andern au< viele Kilometer weiter rü>wärts tief in den Boden eingefreſſen hat, wo die Ge[hoſſe weittragender Geſhüße [{<o=nungslos weit hinter den vorderſten Linien die Erde emporwühlen, wo der Kampf die Erſtarrung abſchüttelt und zum wogenden Stoß und Gegenſtoß übergeht, alles zermalmend und zer=trommelnid. Man kann ſi<h leiht vorſtellen, wie ſehr das Gräberweſen im Felde von den Kampfhandlungen E beeinflußt wird. Man wird ſi<h nun au< erklären können, warum feine allgemein gültigen, alle Verhältniſſe zuglei< E behandelnden Schilderungen geboten werden önnen. : . Ich will die Leſer an einen Abſhnitt der Weſtſront

führen, der im ſtarren Stellungskampfe liegt, wo jedo<h_ dur beiderſeitige rege Patrouillentätigkeit oft mit größerer

Artillerievorbereitung ein ſcharfer militäriſher Wind weht. Es ſind alſo „mittlere Verhältniſſe“, die ih ſchildere. Von den Anfangſhlahten des Bewegungskrieges her beſtehen no viele Einzelgräber, die nah Möglichkeit geſ<hont werden und teilweiſe dur< Kameraden ſo gut gez pſlegt ſind, wie es zu Hauſe auf den heimatlihen Friedböôfen unter den fürſorgenden Händen der Angehörigen niht \<hönex ſein fönnte. Sollte ſi je eine Granate dahin verirren oder die tafktiſ<he Notwendigkeit einer rü>wärtigen Stellung den Frieden" des -Grabes ſtören, ſo beſteht das Streben, den Toten in ein Einzelgrab eines der rü>wärts ge!-genen Friedhöfe zu überführen. Jt doch dort eine viel größere Sicherheit vorhanden, daß das Grab au<h nah Beendigung des Krieges von den Einwohnern — die ſh

zurzeit ſhon an der Gräberpflege beteiligen — oder von |

JInſtandhaltüngskommandos gut gepflegt und erhalten wird. Die aus\<ließli< für Offiziere und Mannſchaften beſtimmten Ehrenfriedhöfe tragen meiſt einen ernſten, eigenen

Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17. |

Wirklicher Geheimer Nat Dr. Havenſtein, Leiter der Neichsbank,

Charakter, dex deſto mehr ZU Herzen \priht. S<hliht, E täriſ<h einfa< in Anlage und Ausführung, mit gleihen Grababzeichen für alle, die hier ruhen, ohne aufdringlihen

| Prunk und Flitter, aber in Anlehnung an die Natur und | hervorgegangen aus der Arbeit treuer Kameradenhände.

Manche Künſtler und -Gartenarchitekten von Ruf haben Dabei thr Können gezeigt. Neuerdings ſind bei den Etappen=

-inſpeftionen auf Befehl des Kaiſers ſogar ſtändige Beiräte

von anertannten Fachleuten gebildet worden, um den Truppen dur< grundlegende Erlaſſe, Leitſäße Und vor-

_bildlihe Formen für Grabzeihen und Friedhoſsanlagen

beizuſtehen. Einen ſol<hen Friedhof, der jedem Beſucher den Eindru> eines prächtigen, blühenden Gartens macht, zeigt unſer Bild auf Seite 31. Wer hätte geglaubt, daß ein ſolhes Eden in Reihweite der feindlihen Geſhüßze möglich iſt! -

Nicht mindex ſ<hön und friedli ſind die Kriegerfried-

höfe, die unter Benußung dex beſtehenden Friedhöfe der Zivil= bevölkerung angelegt wurden. Das Gefühl der Zuſammen=-

_ gehörigfeit der deutſhen Gefallenen ſowie der ihren

Wunden oder Krankheiten erlegenen Kriegsteilnehmer hat bewirtt, daß dieſe Grabſtätten getrennt von den Zioilz

begräbniſſen in einem beſonderen Teil angelegt wurden.

Dur Heten, bewachſene Mauern

oder Baumgruppen wird nah Mög=-

__ liGteit ein Abſchluß geſhaſfen, ſo daß

der Eindru> eines rein deutſ<hen Fried=hoſes gewahrt bleibt. —-

Viele Stimmen ſind laut gewor=-

Den, die ſi< na< dem Schi@ſal der

deutſchen Heldenſriedhöfe im geräums=-

ten Gebiet exfundigten. Dex Ge=-

Engländer an unſeren großen, gepſlegten Grabanlagen vergreifen, iſt von der Hand zu weiſen. Sind doh ihre Kriegergräber von den Deutſchen ebenfalls im Stande gehalten worden und ihre Toten liegen niht ſelten Seite an Seite mit den deutſchen Gefallenen gebettet. Ein Ausſuchen der Gräber, wonach die einen zerſtört, die anderen um ſo mehx gepflegt würden, erſheint zu fleinlih, als daß man ſi. | darauf gefaßt machen müßte.

Die Beerdigung im Operations=-

M Heimat findet bei mittlerer Kampftätigkeit in würdevoller Weiſe ſtatt. _ Zunächſt wird von der Truppe oder __ dem Feldlazarett, in dem der Krieger verſchied, an die Angehörigen telegraphiert. Die Entſcheidung der Beerdi=gung liegt ſomit in den Händen der Angehörigen. Erfolgt kein Beſcheid, und iſt der Mann im Lazarett geſtorben, [o wird er im Friedhofe der Ortskommandantux beerdigt, in deren Bes reih das Lazarett liegt. : [ De Truppe gefallen, dann beerdigen ihn ſeine Regimentsfameraden auf dem Regimentsfriedhofe, der jeder Truppe zugewieſen wird. Eine Ehrenkompanie mit der Regimentsmuſik erweiſt die lezte Ehre. Vorgeſeßte, Kameraden

Hofvhot, Conräd, Berlin,

‘und Untergebene folgen dém Zuge unter den Klängen

des Trauermarſhes auf den Friedhof. Trägerkomman=-

‘dos von ſe<s Mann heben die Särge von den Wagen

und ſenken ſie ins Grab. Eine Predigt des Feldgeiſt= lihen, militäriſhe Nachrufe und das bekannte Lied:

„Iq hatt’ einen Kameraden“ ſind die lezten Grüße. Ferner

Kanonendonnex erſeßt die Ehrenſalve, deren Abgabe im ‘ Operationsgebiet ſtreng verboten iſt. Unſer zweites Bild zeigt ein beſonderes Intereſſe bietendes Leichenbegängnis. Artilleriſten im Stahlhelm ſind aus dex Feuerſtellung zurü> geritten, um den Gefallenen im Sechſerzug auf der Lafette zu Grabe zu fahren. Man ſieht den Sarg, der nah Artilleriſtenart an Stelle des Kanonenrohres auf die Lafette geſeßt iſt. Dahintex folgen mehrere Generale als Spiße des Trauerzuges.

Möge dieſer kurze Abriß die Leſer überzeugen, daß ſelbſtim Felde, wo das Leben ein Nichts iſt vor dem Winde, die Toten-

ehrung ernſte Kameradenpflicht und tiefſtes Bedürfnis zugleich

iſt. Man tut für die Gefallenen, was man nur irgend tun kann.

danke, daß ſi die Franzoſen oder

gebiet oder die Überführung nah dex

Iſt der Verblihene bei deæœ