Die Japhetiden und ihre gemeinsame Heimath Armenien : Festrede für die Feyer des fünfundachtzigsten Stiftungstages der Academie am 28. März 1844 : auszugsweise gelesen in der öffentlichen Sitzung der königl. Academie der Wissenschaften zu München
3
reichend in ihrem Umfange ſey. Wir nehmen ſte nämli< als die Ueherliefexung, im Hauſe der Abrahamiden von Geſchlecht zu Geſchle<t fortgepflanzt. Dies Haus aber konnte die Wahrheit wiſſen; ſein Stammvater wohnte urſprüngli< in Chaldäa, wo der ganze Völkevſto> einſt beiſammen lebte, Er zog dann na< Meſopotamien hinauf, dem zur Seite im Morgen die Aſchur, im Weſten die Aramäer, im Nordèn die ſcythiſchen Reiche ihre Stelle hatten. Ex gieng dann zum Jordan über, verkehrte mit Cananäern und Arabern, und wanderte nun unter den Hycſos im Aegypten ein, wo ex vielfache Berührung mit denen von Misraim hatte. So konnte er leiht das Wahre erfahren; fein Grund iſt zu entde>en, warum er das Gefundene der Tradttion ſeines Stammes vorenthalten hätte; dieſer aber hatte alle Mittel, das Ueberfommene fortzupflanzen. Vor dreißig oder vierzig Jahren hätte dieſe Behauptung großen Widerſpruch herausgefordert; ſeit aber die Necropolen von Negypten die Beſchauer ins dritte, vierte Jahrtauſend zurü>verſezt, als oh fie mit den Menſchen dieſer Zeiten lebten, die do< des Unterrichtes der claſſiz {hen Völker nicht genoſſen, dürſen wir ohne weitere Rückſicht auf die Ein=würfe des verncinenden Geiſtes im Werke voranſchreiten. Seit den Zeiten Bocharts iſ ungemein viel Förderliches ihm zum Vorſchub geſchehen, Die hiſtoriſhe Welt der claſſiſchen Völker hat ſi< erweitert, und im zunehmenden und eindringliheren Verſtändniß hat ſie ſt< zugleich vertieft. Die gäliſchen und germaniſchen Völfer haben neben ihnen ihre Mythen und Sagen gleichfalls in den die Welt umkreiſenden Jdeenſtrom ergoſſen; Armenier, Slaven und andere Völker, denen nux Trümmerhaftes übrig geblieben, haben wenigſtens dieſe Reſte dem großen Gemeinbeſißze niht vorenthalten. Was die indihe Sanscrita ſo manche Jahrtauſende in ſi< beſchloſſen gehalten, was die Chi neſen in ihrer Bilderſchrift für die Erinnerung gebunden, was die Achämeniden in ihrer Keilſchrift niedergelegt, was die ägyptiſche Sphynx in ihren Hieroglyphen verborgen, es hat ſi< alles gelöst und aufgethan, und Geheimniß um Geheimniß muß ſich fort und fort enthüllen. Denn der menſchlihe Geiſt iſ ſeiner im Medium der Sprache ſi< bewußt, und wie er ſich in ihr erkennt, ſo ſcheint er ſie in ihrem innern organiſchen Zuſammenhange in ſi< wieder zu finden; und ſo iſt ſie ihm eine Führerin auf allen ſeinen Wegen der Forſchung und