Die Klassengegensätze von 1789 : zum hundertjährigen Gedenktag der grossen Revolution

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jenigen, die ſie zu verherrlichen und zu preiſen, wie diejenigen, die ſie zu ſhmähen, zu verhöhnen oder zu verdammen das Bedürfniß haben, Momente in ihr finden, deren Hervorhebung ihren Zwecken entſpricht.

Noch viel leichter iſt die Verwerthung der Revolution zu Parteizwe>en, wenn man ſi< auf den moraliſirenden Standpunkt ſtellt. Eine Kataſtrophe wie die Revolution ſteigert die Leidenſchaften der Betheiligten auf's Aeußerſte: in jeder der mitwirkenden Parteien finden. wir Beiſpiele der liebenswürdigſten und groß-

artigſten Tugenden, eines Heroismus und einer Selbſtloſigkeit

ohne Gleichen, aber au<h Beiſpiele furchtbarer Gemeinheit, Grauſamkeit, Karakterloſigkeit und Habſucht. Es iſt da ein ſehr billiges Vergnügen, die ſympathiſchen Züge der einen Seite rühmend hervorzuheben und die abſtoßenden der anderen den Geguern an den Kopf zu werfen.

So ſonderbar eine ſolche Manier der Geſchichtſchreibung iſt, es haben ſih nur wenige Darſtellungen der franzöſiſhen Revolution davon frei zu halten gewußt. Und das iſt ganz natürlich. Sind doh die Gegenſäße, die in ihr auf einander platten, no< niht völlig überwunden; ſie ſelbſt hat neue Gegenſäße geſchaffen, die ſich in ihr zum erſtenmale bemerkbar machten, die ſeitdem no viel ſchroffer und deutlicher geworden ſind. Es giebt keine moderne Partei, die niht dur< Tradition oder Sympathie, Aehn=lichkeit der Situation oder der Ziele mit irgend einer Richtung der franzöſiſchen Revolution einige Verwandtſchaft hätte und daher niht geneigt wäre, dieſe beſonders \{honend, deren Gegner beſonders ſtreng zu beurtheilen.

Indeß hat gerade die franzöſiſche Revolution den Anſtoß zu einer Geſchichtsauffaſſung gegeben, die eine objektive Betrachtung dieſer wie jeder hiſtoriſchen Erſcheinung ermöglicht, indem ſie die bewegende Kraft der geſchichtlihen Entwi>lung in leßter Linie niht im Wollen der Menſchen ſucht, ſondern in Verhältniſſen, die, wenigſtens unter dem Syſtem der Waarenproduktion, ihnen über den Kopf gewachſen, von ihnen unabhängig ſind, ja ſie beherrſchen.

Mochten die Darſteller der franzöſiſchen Revolution dieſelbe noh ſo ſehr als das Werk einerſeits der Philoſophen, der Voltaire und Rouſſeau, und der Redner in den Nationalverſammlungen, der Mirabeau und Robespierre, hinſtellen, über die Thatſache famen fie niht hinweg, daß der Konflikt, der zur Revolution führte, aus dem Gegenſaß der erſten zwei Stände zu dem dritten

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