Donauschwaben in Batschka
25
wohlwollend förderte, bewirkte die Unterzeichnung der Apatiner Zunft-Privilegien durch die Kaiserin am 19. Dezember 1770, wodurch Apatin der erste zünftige deutsche Ort im Batscherland wurde, der bereits 1760 zu einem kgl. Karn er al-M ar ktfle ck e n mit vier Jahrmärkten und einem regelmäßigen Wochenmarkt geworden war. Die Handwerker aus den umliegenden deutschen Gemeinden gehörten im 18. Jahrhundert den Apatiner Zünften, die für die berufliche Selbstverwaltung und Ausbildung zuständig waren, als Landmeister an. Den Förderungsmaßnahmen der Hofkammer ist es zu verdanken, daß sich Apatin zum wirtschaftlichen Mittelpunkt und Oberzentrura der deutschen Ansiedlung des Batscherlandes entwickeln konnte. Der in der Wirtschaft damals herrschende Merkantilismus zielte daraufhin, die Rohstoffe im Land selbst einer gewerblich-industriellen Verarbeitung zuzuführen. Die in Apatin errichteten herrschaftlichen Kameralgebäude und wirtschaftlichen Betriebe vermitteln von Anfang an das Bild einer hervorragenden Siedlung. Es gab neben der 1748/49 erbauten Kirche, neben dem Pfarrhof, der Schule und dem herrschaftlichen ”Kron-Wirtshaus” noch den herrschaftlichen Fruchtkasten, die herrschaftliche Tuchfabrik, das Fiskalatshaus, das herrschaftliche Brauhaus mit dem Branntweinhaus, die Krappmühle, den kleinen und großen Plantagegarten mit der Gärtnerwohnung, Waisenhaus, Kameralspital, das Magazin-Wirtshaus und daneben noch mehrere* im ’’Dreiangel” erbaute Handwerkerhäuser. Besiedlung und Herkunft der Siedler Als Kameralsiedlung hat sich Apatin infolge seiner günstigen Verkehrslage, seiner Stellung und Bestimmung als Einfallstor der Kolonistentransporte, rasch entwickelt. Auch wenn der Siedlungsvorgang sich Über mehrere Jahre erstreckte, zählte der große Ort nach dem Apatiner vom Mai 1764, das im Wiener Hofkammerarchiv (Fase 32, Nr. 81 vom 19. 12. 1771) mit einer Karte der Gemeindegemarkung und einem vollständigen Verzeichnis der Einwohner aufbewahrt wird, 547 Häuser und rund 2.500 Einwohner, davon 1.200 männliche, die alle namentlich angeführt sind, darunter nur ein geringer nichtdeutscher Einschlag (Madjaren, Böhmen, Franzosen), der sich bald anpaßte und verlor, Da die Gemeinde 1749 bereits bestand, müssen die Vorbereitungen zur Ansiedlung einer größeren Anzahl von Siedlern bereits etwas früher erfolgt sein. In der kanonischen Visitation der Apatiner Pfarrkirche im Jahre 1762 steht ’’Sie (die Kirche) wurde im Jahre 1748 aus festem Material errichtet und vom ersten Pfarrer Jakob Mikos eingeweiht . . .” Auch wenn die Matrikelbücher erst seit 1750 geführt werden, muß 17 49 als Gründungsjahr der Gemeinde und 1 748 als Beginn der Erbauung der Kirche festgehalten werden, denn es ist ein Kennzeichen der Siedlungsmethode-von Grassalkovich, die Siedler zum Kirchen- und Schulbau heranzuziehen. Es mußten daher schon vor Beginn der Führung der Matrikelbücher (1750) Siedler seßhaft gewesen sein, um 1 748 mit dem Kirchenbau beginnen zu können. Eine zahlenmäßige Aufstellung von K. Schünemann 23 ) verdeutlicht den jährlichen Zugang an Siedlern zu einem Grundstock bereits früher niedergelassener Siedler:
Bei diesen 605 Familien handelt es sich um solche, die 1768 in Apatin noch ansässig waren. Die Zahl der Familien, die sich nur vorübergehend in der Gemeinde aufhielten, war viel größer.
1748 2 Familien 1755 18 Familien 1752 12 Familien 1749 1 Familie 1756 9 Familien 1763 34 Familien 1750 36 Familien 1757 14 Familien 1764 53 Familien 1751 20 Familien 1758 17 Familien 1765 64 Familien 1752 72 Familien 1759 38 Familien 1766 51 Familien 1753 46 Familien 1760 46 Familien 1767 28 Familien 1754 25 Familien 1761 14 Familien 1768 4 Familien 204 Familien 156 Familien 246 Familien