Ereignisse und Operationen in Süd-Dalmatien (Crivoscie, Bocche di Cattaro) und in den angrenzenden occupirten Ländern. 1, Schilderung des Landes und Volkes und Vorgeschichte des Aufstandes : mit 2 Karten und 12 Abbildungen

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Die Bocche di Cattaro iſ reih an ſ{<önen Volksſagen, welche größtentheils aus der Zeit des vielbeſungenen Kraljevitſ<h Marco herſtammen. Wenn man beim Thor der Marine um die Mittagsſtunde vorübergeht, ſo gewahrt man öfters eine Schaar Boccheſen und Montenegriner, jubelnd und erregt um einen Guzlaſpieler verſammelt, welcher in monotoner ſ{wermüthiger Weiſe die Heldengeſänge des Kraljevitſ<h Marco executirt. Der Rhapſode, ein greijer Mann, hat neben ſi<h auf einem Holzſhemel, einen Krug ſüßen=Sebenicer Weines, mit welchem er zu Zeiten ſeine Kehle befeuchtet, um ſeinen Vortrag leichter fortſeßen zu können; ſtundenlang ſtehen die Männer um den Rhapſoden verſammelt, und es iſt bei ſolchen Gelegenheiten gut, daß kein Türke anweſend iſt, ſonſt würde er wahrſchei [ih von den erregten Kriegern zerſtücelt. Die Handſhare ſhwingend, ihr „Evan !” und „Zivio!” ausrufend, tanzen ſie um den Sänger begeiſtert ihren Kolo, und Münzen fallen reihli< in ſeine gefli>te Capa. — Eine Merkwürdigkeit Cattaros iſt auh jener überhängende, über dem Fort San Giovanni \{<webende, ungeheure Felſen, welher der Sicherheit wegen mit eiſernen Klammern an den Berg befeſtigt iſt. Wenn dieſer Felſen herabſtürzen würde, ſo wäre halb Cattaro ein Schutthaufen. Ueber dieſem Felſen im Berge befindet ſi<h eine unzugängliche Höhle, in deren Mitte ein prachtvoller Orangenbaum blüht und Früchte trägt. Wie das Samenkorn, welchem dieſer Baum entſproſſen, in die Höhle gelangte, darüber iſt man noh niht einig; das Naheliegendſte iſt, daß es dur<h einen Vogel hingetragen wurde. — Von dieſer Höhle circuliren viele und {höne Sagen, deren eine ih hier mittheilen will.

Unter der Republik Cattaro foll es geweſen ſein, daß ein Soldat derſelben, welcher ſi<h auf dem damaligen Caſtelle am Auslug befand, einſchlief, — JFvo Lowich — ſo war der Name des Soldaten — war der Sohn eines Patriziers aus Cattaro und von ſeinen Eltern wegen ſeines leihtſinnigen Lebenswandels verſtoßen. Er trat unter die Söldner der Republik, Die Cattareſer, damals unter Mirko Pekich, waren mit den Montenegrinern wegen einer Fungfrau, Fllija genannt, welche von einem Wladiken entführt worden war, im Streite. Darum hatten die Cattareſer Georg Balſcha von Montenegro die Fehde angekündigt und rüſteten ſih zu einem Zuge. Die Krieger waren aus-

„ gerü>t-und Fvo Lowich zur Bewachung des Caſtells zurücfgeblieben.

Doch Jvo, anſtatt zu wachen, ſchlief ein; ihm träumte, es ſei eine wunderſchöne Kraljevicza zu ihm herangetreten und habe ihn auf9 %