Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

allenfalls nur als ‚Kanoneniutter‘ (food for powder), um mit seiner Sprache, seinen Landessitten, sei ner Menschenart den größeren Teil der Erdoberfläche zu besiedeln. Kraft seiner Krait! Oder kraft jener Geburts-Zufalls- und ErfolgsEntscheide, welche vielleicht nicht völlig außer Zusammenhang stehen mit der vorbewußten Triebwelt des wachstumiordernden Lebenswillens der Erde, sicher aber völlig jenseit bleiben allen normativen Vernunftgeboten menschlicher Wahrheit, Sitte oder Gerechtigkeit. . .

i Hier ist also Wahrheit sinnlos! Hier überflüssig: Sitte und Gerechtigkeit! — Der Fenriswolf wütet! Die großen und die kleinen Staaten Europas und Amerikas liegen auf der Lauer als ebenso viele machtgierie beutelüsterne Bestien, deren jede hinter den Wandelbildern Kultur und Menschheitsentwicklung versteckt, ein möglichst großes Stück Erdoberjläche erpanthern, eriuchsen oder erhündeln will. Deren jede immer den anderen als den Störeniried, den Menschheitsfeind, den bösen Nachbarn empfindet und vor der großen Fabelspinnerin Geschichte auf Jahrhunderte hinaus anzuschwärzen bemüht ist. Ausgehungerten, blind rasenden Bestien gleich, jeder vor jedem bangend, und nichts im grunde des Herzens liebend als einzig die eigene Wachstumstriebgewalt, haben sie sich so in einander iestgebissen, daß erst die Erschöpfung aller oder jener Zufall, den wir sinngebend von nachhinein ‚Geschichtliches Schicksal‘ nennen und dem wir hinterdrein immer eine Vernunft und eine Gerechtigkeit einlügen, das Ende bereiten wird: dem Verbrechen des Menschen am Menschen, dem Mißbrauch der gemarterten Gottnatur durch uns Menschen, der Verpulverung, Vernutzung, Auspowerung des gesamten Erdgestirnes durch den Geist kaukasisch-christlicher Kulturentwicklung. . .

Urwirre ist da! Weltlohe ist da! Sie wird fiortschwälen und wieder auflodern nicht etwa durch Jahre. Auch nicht durch Jahrzehnte! Lodern und immer weiter lodern durch länger als ein Jahrtausend; als ob nur auf Trümmern der verbürgerlichten _Menschenwelt, nur auf Trümmern des ganzen kaukasischen Menschheitsgartengeheges wieder aublühen könnte ein verlorenesParadies, darin auchFeindiches AllEinig war, davon die Gita sang: ‚Wer istFeind? Wer istBruder ? Er ist nicht in Mir. Er ist nicht in Euch. Wir sindinIhm.” ...

Wir befinden uns im brennendem Hause. Da ist es irrsinnig zu reden; irrsinnig auch zu schweigen. Der Geschichts- und