Geschichte der französischen Revolution

Der 18. Fructidor. 85

Werk vollbringen, das früher das Fallbeil verrihtet hatte, und ſo ſpra<h man von der „tro>enen Guillotine“. In das Direktorium wurden François de Neufchâteau und Merlin de Douai aufgenommen, in den geſeßgebenden Körper traten andere Elemente, die den Machthabern geeigneter erſchienen. Wieder hatte wie am 15. Vendémiaire die Militärmacht den Ausſ<hlag gegeben, aber das Land kam no< ni<t zur Ruhe, und die Verfaſſung war in ihren Grundfeſten erſhüttert. Niemand hat auh na dem 18. Fructidor mehr dazu beigetragen, das Anſehen der Regierung zu ſchädigen als dieſe ſelbſt, ſolange ſie an ihrer Spitze einen Mann wie Barras duldete, über deſſen ſittliche Verworfenheit kein 5weife? beſtehen konnte. Die Torheiten des ancien régime wurden in dieſen Kreiſen no< überboten. So wandelten die Damen in mögli>ſt dur<ſi<tigen, „römiſchen“ Gewändern mit Ringen an den Sehen ſpazieren. Gleihwohl darf man aus dem laxen Gebaren einzelner Sirfel nit auf einen ſittlichen Tiefſtand des ganzen Landes ſchließen wollen; ſhon die Tatſache, daß jeder Skandal ſorgfältig vermerkt wurde, zeigt, daß ſol<he Unmoralität niht zur Regel gehörte, und in einem Bericht des Polizeikommiſſars Dupin wird ausdrü>li< betont, die Sitten ſeien niht ſ<le<ter geworden: „Es gibt no eine öffentlihe Sham, und trotz der ſtrengen Senſur kann man ſagen, wenn man die Sitten des alten Régimes verglei<t, daß es heute weniger Seremoniell, aber wenigſtens ebenſoviel Ehrbarkeit gibt; die Proſtitution iſt ſeit einiger Seit weniger ſkandalös; die Polizei arbeitet eifrig, ſie zu unterdrü>en“.

Und doch hat gerade in dieſer Seit, na< dem Frieden mit Öſterreich und Deutſchland, nah der Umformung der Schweiz, Hollands und Italiens in republifaniſhem Sinne na< außen hin der Republifanismus in Europa ſeinen Höhepunft erreicht. Mit der Eröffnung der Feindſeligkeiten hörten für Sranfrei< alle diplomatiſchen Beziehungen auf, aber das Departement der auswärtigen Angelegenheiten iſt au< während der Revolution dasjenige geblieben, welches die Traditionen der Könige am gewiſſenhafteſten feſtgehalten hat. So wurde das Land zum Sentralpunfkte eines großen republifaniſ<hen Allianzſnſtems. Schon 1795 war Holland in die bataviſhe, zwei Jahre ſpäter Genua in die liguriſhe Republik verwandelt worden. Eben damals wurde in Oberitalien die cispadaniſhe Republik profla-

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