Geschichte der französischen Revolution

98 VI. Kapitel. Deutſ{<land und die Revolution.

ſchien keiner ſo geeignet, die franzöſiſhen Wünſche in Deutſhland verwirklichen zu helfen, als der neue Kurfürſt von Bayern, der früher in Straßburg ein franzöſiſches Regiment kommandiert hatte, und na< ſeiner Thronbeſteigung ſeine Sympathie mit dem Lande, deſſen Gaſtrecht er ſo lange genoſſen hatte, offen zu erfennen gab. Vorerſt freili<h machte die Derjagung des franzôſiſhen Geſandten aus Raſtatt und der Wiederausbru< des Krieges die Hoffnungen zunichte, die man auf ihn geſezt hatte. Er hielt treu zu Raiſer und Reich. Nach dem Frieden von Luneville, der den zweiten KoalitionsÉrieg beendigte, war Deutſchland ſo ohnmächtig, daß die Frage der Entſchädigung der depoſſedierten Fürſten zwiſchen Frankrei<h und Rußland geregelt werden fonnte. Ein Entwurf zu einem Gedichte Friedrih Schillers, das in dieſer Seit entſtanden iſt, führt uns in die Denkweiſe gerade der Gebildetſten in der Nation ein. Deutſches Reich und Deutſche Nation ſind für den Dichter zweierlei Dinge; dem Deutſchen iſt das Höchſte beſtimmt, die Menſchheit, er iſt der Kern der Menſchheit. Für dieſe weltbürgerlihe Geſinnung ſind die beſtehenden Staaten zu eng, man negiert den Staat, um der Menſchheit zu dienen. Daß aber au die Denker ſhon den Weg zurü>gefunden hatten zum Staate, das zeigt die Kritik der Verfaſſung Deutſchlands, die den Philoſophen Hegel zum Verfaſſer hat; ihm iſt das Deutſche Reih ni<t mehr ein vereinigtes Staatsganzes, ſondern eine Menge unabhängiger und dem Weſen na ſouveräner Staaten, ein Staat in Gedanken und fein Staat in Wirfklichkeit, ein Gedankending, ein barbariſher Zuſtand. Wenn Deutſchland niht das Schi>éſal Italiens haben ſoll, in die Gewalt eines fremden Eroberers zu fallen, findet es Hegel notwendig, daß eine Staatsmacht organiſiert und das deutſche Volk wieder in Beziehung zu Kaiſer und Reich geſeßt werde ; eine ſolche Begebenheit ſei aber niht die Frucht der Überlegung, ſondern der Gewalt eines Eroberers. Hier iſt feine Verleugnung des Staates mehr vorhanden, aber die Kritik führt noh nit zu poſitiven Vorſchlägen, nah denen das Beſtehende reformiert werden ſollte. Darum hatte für die Praxis einen größeren Wert die Triasidee, die damals auh die Zuſtimmung der bayeriſchen Regierung fand, während Baden und Württemberg ſih vorſichtig zurüchielten. Sie will neben den beiden deutſchen Großmächten, um ihnen das Gleihgewi<t zu