Geschichte der französischen Revolution

14 I. Kapitel. Sranfrei< vor der Revolution.

zu meinen Freunden, ohne Haß gegen meine Feinde, und mit Verwünſchungen des Aberglaubens.“ Der Freund SFriedri<s des Großen iſt au in ſeinem Verhältnis zum Chriſtentum wie in vielen anderen Dingen ſi<h ni<t immer fonſequent geblieben. Neben Stellen des tiefſten Haſſes enthalten ſeine Werke auh ſolche der größten Bewunderung Chriſti; ſein bedeutendſtes Lehrgedicht, die Henriade, iſt eine gewaltige Predigt der Toleranz im Sinne der natürlihen Religion und im Gegenſag zur Offenbarungsreligion. Seine Ideen hat er meiſt von zweiter Hand, anders als Montesquieu, der der zerſegenden Kritik etwas Poſitives, Neues hinzufügte, das Ideal neuer Staatseinri<tungen, ſowie Rouſſeau, im Unterſchied von dem „Lataien, Schuſter und Dienſtmädchen“ verahtenden AriſtoÉraten Voltaire der Volfsmann, das Ideal neuer geſellſchaftlicher Zuſtände entwarf. Montesquieus Geiſt der Geſetze, 1748 zuerſt erſchienen, entrollt in knapper Form eine Menge der widhtigſten ſtaatswiſſenſchaftlihen Probleme. Im Anſchluß an die engliſche Verfaſſung wiederholt er beſonders ſcharf die Lehre von der Dreiteilung der Gewalten in die geſeßgebende, richterliche und vollziehende, wie ſie heute no< eine Grundſäule unſerer Verfaſſungen bildet. Eine bedeutungsvolle Entde>ung von ihm iſt es, daß Staat und Staatsform als die Summe der natürlichen und geſchihtlihen Bedingungen eines Volfes erſcheinen; ſeine religiöſen Anſchauungen ſind durchaus gemäßigt. Gegenüber der einſeitigen Verſtandesrihtung Voltaires und Montesquieus wie der Aufflärung überhaupt, bedeutete die Philoſophie Rouſſeaus eine Reaftion des Gefühls. So wurde die Theſe, die er ſhon in der Beantwortung der Preisaufgabe der Afademie von Dijon 1749 verfo<ht, daß unſere ganze feine hohgeprieſene Kultur zum Verderben unſerer Sitten beigetragen habe, ein Angelpunftt ſeines Syſtems ; indem er der Raffiniertheit der Seit den urſprünglichen Naturzuſtand als ein neues Paradies gegenüberſtellte, ließ er ſih zu ſo heftigen Angriffen auf die beſtehende Geſellſchaft verleiten, daß er ſ<ließli<h aus Frankreih ausgewieſen wurde. Er hat die Schlagworte der Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlihkeit geprägt, wiewohl auh ſein Staatsideal deſpotiſche Süge niht ganz entbehrt. Er bekämpft die Ungleichheit, die aus der Entſtehung des Eigentums ent= ſprang, obwohl er das Eigentum nicht beſeitigen will wie die