Geschichte der französischen Revolution
Die Stände; die Aufflärung. 13
nur eine Dienerin der Theologie geweſen ; die Renaiſſance erſt entthronte die Scholaſtik und wagte zum erſtenmal ſeit dem Altertum, den Menſchen wieder auf ſi<h ſelbſt zu ſtellen. So wurden Machiavelli und Luther die Begründer der modernen Staatswiſſenſhaft, und das ſiebzehnte Jahrhundert legte als naturwiſſenſhaftlihes kat exochen den Grund zu einer rein fauſalen Erkenntnis der Uatur; dann brate man die Elemente dieſer neuen Naturwiſſenſhaft wieder in ein feſtgefügtes philoſophiſches Syſtem. Während aber no< Carteſius und Pascal vom Dogma des Chriſtentums ausgingen, haben erſt die Denker des achtzehnten Jahrhunderts die völlige Befreiung vom kirhlihen Joh gebracht, die moraliſhen Wiſſenſchaften endgültig losgelöſt von der Theologie. Dabei mußten dann wieder die tosmologiſhen Probleme von ſelbſt zurü>treten hinter den anthropologiſhen; wenn alle Weſen ohne Ausnahme beſtimmten Geſezen unterworfen wurden, warum ſollte es dann mit dem Menſchen allein ſi<h anders verhalten ? So tonnte Franflin das Weſen, das früher nur als ein Werkzeug der Vorſehung galt, als ein Geſhöpf auffaſſen, das Slinten mat, beherrſ<ht von einem mechaniſchen Inſtinkt, der ihm nüßliche Ideen gibt, und einem Gerehtigkeitsgefühl, das moraliſche Ideen erzeugt. Gefunden wurden dieſe neuen Ideen in England, und zwar im ganzen na < der großen Revolution; aber während ſie hier nur in den ariſtokratiſhen Zirkeln verbreitet wurden, verwu<ſen in Frankreich die philoſophiſchen Intereſſen in ganz anderem Grade mit den allgemeinen Bil= dungs- und Kulturproblemen, wurden ſie von hier aus dur die franzöſiſhen Schriftſteller dank der herrſchenden Stellung, welche die franzöſiſhe Sprache in jener Seit in Europa einnahm, und der klaſſiſhen Sorm, in welcher ſie ihre Gedanken zum Vortrag brachten, in ganz Europa populariſiert. Voltaire 3. B. war fein Gelehrter im eigentlihen Sinne. Er war Dichter, vor allem aber Literat, und das war damals etwas Neues ; er griff mit ſeiner geiſtreihen Art, zu ſchreiben, mit ſeinem Wißt und ſeiner Satire in formvollendeter Darſtellung über in alle Wiſſensgebiete. Seine eigentli< deſtruktive Bedeutung beſteht aber in ſeinem Kampf gegen die Kirche. Bei ſeinem Tode verweigerte er den Empfang der Sterbeſakramente, aber auf Verlangen ſeines Sefretärs ſ<hrieb er als ſein Bekenntnis die Worte nieder: „Ich ſterbe in Anbetung Gottes, in Liebe