Geschichte der französischen Revolution

Ludwig XVI. und Marie Antoinette; die Halsbandgeſhichte. 17.

reichend. Was ihrem Manne fehlte, beſaß in hohem Grade ſeine Gemahlin Marie Antoinette, die Tohter Maria Thereſias. Von jugendlicher Shönheit und niht ohne Geiſt, feſtesfreudig und vergnügungsſüchtig, hielt ſie ſi<h für die anfänglihe Kälte ihres Mannes ſhadlos dur<h Spiel und Tanz und dur überſhwengliche Hingabe an nur zu begehrlihe Freundinnen. Ihre Sittenreinheit erregte von Anfang an das Mißfallen der [leihtlebigen Damen, die nun vom Hofe entfernt wurden; aufgewachſen in der naiven und hausbatenen Hofhaltung ihrer Mutter, fügte ſie ſi< ſ<wer in den ſteifen S3wang der franzöſiſchen Etikette, und ihre Unterlaſſungsſünden in dieſer Beziehung wurden von ihren zahlreichen Gegnern ebenſo übertrieben wie ihre Spielſ<hulden. Die ſchiefe Stellung, in der ſie ſi<h von Anfang an befand, als das Opfer des Verſailler Bündniſſes, wurde mit den Jahren um ſo gefährlicher, je mehr ihr wirklicher oder nur affekftierter Einfluß in den Geſchäften zunahm. Ihre nächſte Umgebung, die Brüder des Königs und ſeine Shweſter Eliſabeth niht ausgenommen, hat den Klatſch erfunden, der vom Hofe dur(ſi>erte zu den Bürgern, und die Beſſerung, die ſie als Mutter gelobte, vermochte ihre verlorene Popularität niht wieder herzuſtellen. Nicht gerade die Sturmglo>Æe vor dem Ausbru der Revolution, aber ein bedenkliches Symptom des Haſſes gegen die Königin iſt die Halsbandgeſchichte, die Goethe in ſeinem „Großkophta“ dramatiſch bearbeitet hat. Die gewiſſenloſe Gräfin Lamotte-Valois hatte Kenntnis von einem tfoſtbaren Diamant-Halsband, auf das ein Juwelier ſein ganzes Vermögen verwendet hatte, in der Hoffnung, Ludwig XV. werde es für die Dubarry, und dann, Ludwig XVI. werde es für die Königin erwerben. Dieſe aber erklärte, lieber ein Kriegs\{<iff um das Geld anſchaffen zu laſſen. Die Gräfin, die von dem Handel Kenntnis hatte, veranlaßte nun dur Vorweis eines gefälſhten Kaufvertrags den Kardinal Rohan, der bei der Königin in Ungnade gefallen war und ſi< ihr wieder zu nähern ſuchte, ihr als Mittelsmann zu dienen ; ſogar eine Suſammenfkunft in dem bosquet de la reine im Garten von Verſailles mit einer Pſeudokönigin hat ſie ihm verſchafft. So brachte ſie zwar das Halsband an ſi, und die Steine wurden einzeln verkauft; aber da die Sahlung ausblieb, und der Juwelier ſih an die Königin direkt wandte, kam der Shwindel auf. Der Kardinal wurde verhaftet, und vor Gericht freiANUG 5346: Bitterauf, Franzöſ. Revolution. Y