Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871
20 Neueſte Geſchichte. 1. Zeitraum.
Von Ende April (1794) an hatten die Franzoſen den Uebergang über die Sambre verſucht, und ihr Vorhaben, nachdem der Fürſt Kaunib bei Bouſſu von dex Ardennenarmee unter Charbonnier zurü>gedrängt worden, am 10. Mai bei Merbes ausgeführt. Aber bei Grandreng von den Oeſterreichern geſchlagen (13. Mai), mußte Charbonnier wieder über die Sambre zurückgehen , und die ſhon begonnenen Belagerungs8= arbeiten bei Charleroi aufgeben. Mehre Wochen lang lieferten ſich die beiden Heere die blutigſten Gefechte, ohne daß dadurch eine Entſcheidung herbeigeführt worden wäre. Carnot beſchloß auf dieſem Punkt den fran= zöſiſchen Waffen das Uebergewicht zu verſchaffen. Auf ſeine Veranlaſ=
{ ſung ward Jourdan angewieſen (30. April), mit 45,000 Mann, die Moſel= und einen Theil der Nheinarmee bildend , dur< die Ardennen zu
ziehen, und ſih mit den an der Sambre kämpfenden Generalen Char= bonnier und Desjardins zu vereinigen. _Pichegru mußte ebenfalls zwei Diviſionen dahin abſenden. Der Wohlfahrtsaüs\huß legte dieſer auf 75,000 Mann gebrachten Heeresmaht den Namen: Sambre- und Maasarmee bei, und beſtätigte die Wahl der Volksrepräſentanten, welche
Jourdan den- Oberbefehl anvertraut hatten.
Die Franzoſen ſtrebten jet, mehre Wochen lang, nah wie vor vergeblich dahin, den Uebergang über die Sambre zu erzwingen. Vier= mal ward derſelbe unternommen , und eben ſo oft von den Oeſterreichern zurü>geſchlagen. Am 18. Junius wurde den ganzen Tag über bei Char= eroi gefochten, aber Jourdan mußte zuleßt weihen. Endlich gelang der Angriff am 25. Junius, und hatte die Einnahme Charleroi's, wobei ſih der franzöſiſche Geniegeneral Marescot ſehr hervorthat, zur Folge. Der Prinz von Kobürg war zum Eñtſaß dieſer Feſtung herbeigeeilt, und griff am 26. Junius die Sambre= und Maasarmee in der Ebene von Fleurus an. Der Kampf blieb lange unentſchieden, und Koburg ent= \{loß ſi erſt zum Rückzuge, als er, während des Gefechts, die Nachricht“ von der Kapitulation Charleroi's erhielt. Er hatte bei ſeinen Dispoſi= tionen auf dieſe Feſtung gerehnet, und war durch ſeinen Irrthum in großen Nachtheil gekommen. DieVerbündeten ließen gegen 14,000 Todte, Verwundete und Gefangene auf dem Schlachtfelde zurü>. Aber auf franzöſiſcher Seite war ebenfalls viel Blut gefloſſen.
In der Schlacht von Fleurus hatten die Franzoſen von einer ihrer nicht lange vor der Revolution gemachten Erfindungen, dem Luftballon, Gebrauch gemacht. Es ſollte damit die böſterreichiſhe Stellung beobach= tet, und dur verabredete Zeichen von deren Bewegungen dem franzöſi= ſchen Feldherru augenbli>li< Kunde ertheilt werden. Außer mehren