Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

OLES

unter dem Vorſiße von Lacroix vereinigt, indem ſie über die Mittel, das preußiſche Heer zu entfernen und Paris zu retten, beriethen. Mandar nahm Daton, Petion und Robespierre bei Seite und theilte ihuen mit, daß er die Einſetzung eines Diktators in Vorſchlag bringen wolle, ſand aber feinen Anklang. Robespierre warnte ihn mit den Worten : „Hüte di<h wohl davor, deun Briſſot würde Diktator werden !“ Dex Maire Petion ſagte niht ein einziges Wort.

Was Santerre anbelangt, ſo hatte ſih derſelbe nah Verſailles zur Juſpektion der dortigeu Nationalgarde ſhi>en laſſen. Die an die Stelle der früheren Pariſer Nationalgarde getretenen bewaffneten Sektionen, in denen die Arbeiter für ihren Dienſt 2 Francs Tagesſold erhielten, würden ihm auh niht ohne Weiteres gehor<t haben, hätte er ſie gegeu die Revolution verwenden wollen. Er hatte mit ihnen die Thore beſet und ihnen die Bewachung des Tempel-Gefängniſſes, wo die königliche Familie in Haft ſaß, aufgetragen. Er kam erſt Dinstag, den 4. September, von Verſailles nah Paris zurü> und erhielt an dieſem Tage, niht aber, wie Thiers in ſeiner Revolutionsgeſchichte angibt, ſhon am Montag, ein Schreiben von Roland, worin der Miniſter des Innern ihn für die Sicherheit der Pariſer Einwohner verantwortlih machte, Santerre antwortete ſofort, daß er den Bataillons-Kommandanteu die gemeſſenſten Befehle, Patrouilleu zu bilden, ſowie dem Kommandanten des Tempels und demjeuigen des no< niht angegrifſeuen Force-Geſängnuiſſes die Sorge für die Gefangenen eingeſhärſt hätte. „Fh werde“, ſchrieb ex, „meine Bemühungen bei der Nationalgarde verdoppeln und ſ{<wöre Jhnen zu, daß, wenn ſie in ihrer Trägheit verharrt, mein Körper dem erſten citoyen, den man inſultiren würde, zum Schilde dienen ſoll,“

Während Roland das decorum wahrte, bemerkte er gleihwohl : man werde wohl einen Schleier über dieſe Ereigniſſe werfen müſſen. Ja der Girondiſt Louvet ſchrieb in ſeiner Sentinelle: „Ehre dem Generalrathe: er hat Sturm läuten laſſen, er hat das Vaterland gerettet !“ Bis zum 6. September, bis wohin no< einige Attentate vorkamen, blieben die Zeitungen über die Meteleien mäuschenſtill. Erſt nach dieſer Zeit fingen allmählih die Girondiſten an, in Bezug auf dieſen revolutionären Staatsſtreih die ſittli< Entrüſteten zu ſpielen. „Roland“, \<rieb Marat am 19. September, „iſt nur ein Küchendragoner (coupechoux), den ſeine Frau am Ohre führt; ſie iſt der eigentliche Miniſter des Jnuern unter der Leitung ihres Direktors, des erleuchteten Lanthenas, des geheimen Agenten der Faktion Guadet-Briſſot.“

Es iſt begreiſli<h, daß in den Tagen dieſes fur<htbaren Volksgerichts Rohheiten und Ungeheuerlichkeiten vorkamen. Ein Kannibal rühmte ſi<h vor Danton, daß er die Brüſte der {hönen Prinzeſſin Lamballe gebraten und gegeſſen habe, worauf dieſer zu ihm ſagte: „Du biſt ein Schwein !“ Marie Louiſe Madame von Lamballe, Prinzeſſin von Savoyen, die in der Force ſißende Surintendantin der Königin, ſollte gerettet werden, wenn ſie Haß gegen den König, die Königin und das Königthum ſ{hwören wollte, nahdem ſie vor deu Geſchworenen in Abrede geſtellt hatte, daß ſie Kenntniß von den Komplotten des Hofes

i