Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Schreiben an den Konvent zur Vermehrung der Beſorgniſſe bei. Ju St. Denis war ein großer Artillerie - Park exrihtet worden. Die - Sektionen hatten ſi< beim Kriegsminiſter darüber beſchwert, daß die Kanonen leiht gegen die Stadt gerichtet werden könnten. Hierauf hatte der Kriegsminiſter ſi<h erboten, die Kanonen dadux< unverwendbar zu machen, daß die ſämmtlichen Pulvervorräthe nah Paris geſchi>t würden. Zuletzt hatte er ſogar eingewilligt, der Kommune die Kanonen gänzlich zu überlaſſen, worauf dieſelben unter die Sektionen vertheilt wordeu waren.

Mit dem größten Eifer entfernte die Kommune jeden Anlaß der Unordnung und Beunruhigung. Sie ließ daher dur<h die bewaffneten Sektionen die freie Zirkulation in den Thoren aufrecht erhalten und die von den Ariſtokraten angezettelten Rottirungen im Keime erſti>en. So fonnte denn vor der Abſtimmung über den Tod des Königs der JuſtizMiniſter Garat dem Konvente ganz beruhigende Verſicherungen geben und die von ſeinen beiden Kollegen erregten Beſorgniſſe zerſtreuen. Der Maire Chambon erſchien im Konvente niht wegen angeblicher Krankheit.

Ueber den Tod des Königs wurde mit Namensaufruf abgeſtimmt. Judem jeder Deputirte ſein Votum laut und öffentli<h gewöhnli<h mit einer Motivirung abgab, dauerte dieſe Abſtimmung 22 Stunden lang. Sie wurde am 17. Januar 1793, Abends 8 Uhr, beendigt, Die Verſammlung beſtand aus 749 Mitgliedern, wovon mit Ausnahme von Paris 247 aufs Territorium, 249 auf die Bevölkerung und 249 auf die direkte Beſteuerung gewählt worden waren. Jedes Departement hatte 3 Territorial-Abgeordnete gewählt, mit Ausnahme vom Departement Paris, welches nux 1 Terxritorial- Abgeordneten zu erwählen gehabt hatte. Von dieſen 749 Konvents-Deputirten waren 15 als Kommiſſäre abweſend, 7 fehlten wegen Krankheit, 1 fehlte unentſchuldigt und 5 enthielten ſi<h der Abſtimmung, ſodaß im Ganzen nur 721, deren abſolute Majorität 361 betrug, abſtimmten. Die Abſtimmung hatte folgendes Reſultat: 2 ſtimmten dafür, daß der König in Eiſen gelegt werden ſollte; 286 ſtimmten für Haft oder Verbannung ; 46 ſtimmten für Tod mit Aufſchub ; 26 ſtimmten für den Tod, indem ſie den Wunſch ausſprachen, daß die Verſammlung die Frage des Aufſchubs prüfen möge; 361 ſtimmten einfa<h für den Tod. Somit ſtimmten für den Tod 361 + 26 = 387 Deputirte, dagegen für Haft, Verbannung und bedingten Lod 2 + 286 + 46 = 334. Das Urtheil lautete :

„Der National-Konvent erklärt Louis Capet, den leßten König der Franzoſen, der Verſchwörung gegen die Freiheit der Nation und des Attentats gegen die allgemeine Sicherheit des Staates ſ{huldig. Der National-Konvent verfügt, daß Louis Capet die Todes\trafe erleiden joll. Der National-Konvent erklärt die Akte Louis Capet's, herbeigebracht an die Schranken des Konvents durch ſeine Vertheidigungsräthe und genannt die Berufung an die Nation von dem gegen ihn gefällten Urtheil, für null und nichtig, er verbietet männiglich, dieſer Akte Folge zu leiſten unter Androhung der Verfolgung und Beſtrafung wegen begangenen Attentats gegen die Sicherheit der Republik,”