Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

OE

der ſih verſte>t in Paris aufhielt. Die Adreſſe deſſelben empfing der König von ſeiner pietiſtiſhen Schweſter Madame Eliſabeth. Dieſer Prieſter theilte dem Könige mit, daß fünfhundert junge Leute ſich verſ{<hworen hätten, ihn auf dem Wege zur Hinrichtung zu befreien.

Die Ueberwachung des Tempels hatte der Konvent der Kommune übertragen. Selbige befahl ihren Kommiſſären, den Verurtheilteu Tag und Nacht niht aus den Augeu zu laſſen. Den National-Gardiſten gebot die Kommune, ſih in ihren Sektionen bereit zu halten; wer abweſend blieb, wurde als Verſchwörer angeſehen. Die öffentlihen Märkte wurden am Tage der Hinrichtung ausgeſeßt und allen Einwohnern jener Straßen, dur<h welche der Zug ging, Ruhe und Unbeweglichkeit anbefohlen. Da Santerre wegen angeblicher Unpäßlichkeit am Hinrichtungstage vom Oberbefehl entbunden ſein wollte, wurde er, wenn ex ſeine Pflicht nicht thäte, damit bedroht, außerhalb des Geſeßes geſtellt zu werden, und ihm wurde, damit er unter Aufſicht ſtände, der General Berruyer vorgeſeßt. Der Diviſions-General Berruyer kommandirte damals die in Paris liegenden Linien-Truppen.

Die Kutſche des Maires holte am 21. Fanuar, Vormittags 9 Uhx, den König nah dem Schaffot ab. Der König ſeßte ſi<h mit ſeinem Beichtvater auf den Rückſißh, während auf dem Vorderſiße zwei Gendarmen mit geladenen Gewehren Play uahmen. Die Gendarmen hatten Befehl, den König, wenn ein Befreiungsverſuh auf die Kutſche gemacht - würde, ſofort zu erſchießen, Einer derſelben ſoll ein verkleideter revolutionärer Prieſter geweſen ſein. Hinter der Kutſche wurden Kanonen hergefahren. Der Tag wax nebelig, düſter und kalt. Die Läden in den Straßen waren geſchloſſen, Niemand zeigte ſich an den Fenſtern der Häuſer. Die Kutſche fuhr dur< zwei, mehrere Glieder hohe ununterbrochene Reihen ſtill-ernſter Männer, die mit Flinten und Piken bewaffnet waren. Der König im Wagen hielt das Gebetbuch des Abtes in der Hánd, indem er die Gebete der Sterbendeu las. Als die Kutſche an der Porte St. Denis vorbeikam, liefen einige junge Leute über die Chauſſee des Boulevards, indem ſie riefen: „Her zu uns, wer den König retten will!“ Niemand trat zu ihnen über. Die den Wagen bede>enden Kavalleriſten hieben ſofort auf ſie ein und ſie flüchteten ſih in die gegenüberliegenden Alleen. Dieſer kläglihe Befreiungsverſuch, ein neues Zeugniß für die Schwäche der königlihen und für die Stärke der revolutionären Partei in Paris, war im Nu zerſtoben, ſodaß er unbemerkt blieb. Ein junger Mann, Namens Devaux, der an demſelben Theil genommen hatte, wurde ein Jahr darauf vors RevolutionsTribunal geſtellt und zum Tode verurtheilt. Santerre ließ die Kutſche mehrmals halten, um zu fragen, ob Ludwig Nichts wünſchte. Am Marine-Miniſterium, dort am Eingange. des Revolutions-Plaßtes, ließ er no<hmals Halt machen, um ſi< zu erkundigen, ob der König Nichts zu ſchreiben, Nichts zu ſagen hätte und ob ex ſprehen wollte, Jhm wurde mit Nein geantwortet. *)

*) Dieſe Nachricht ſtammt aus Santerre's hinterlaſſenen Papiereit.