Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Artillerie-Salven zeigten den Pariſern an, daß das große Werk geſchehen war.

Aus der Reitſchule, worin der Konvent vor ſeiner baldigen Ueberſiedelung in. die Zuilerien tagte, founten die Deputirten auf den Revolutions-Plaß ſehen. Die Reitſchule ſtand an der Stelle, wo jetzt die Straße Caſtiglione in die Straße Rivoli einmündet, und - die Fenſter Des einen Saales gingen auf den Revolutions-Plaßz (jeßigen KonkordienPlat). Nachdem die Hinrichtung vorbei war, erſchien der General Berruyer im Konvente und ſagte daſelbſt: „Wißt Jhr auch, daß er zum Volke ſprehen wollte? Dieſer Tölpel Santerre hatte den Kopf verloren und ließ es geſchehen, und wenn i< niht einen Trommelwirbel fommandirt hätte, um die Stimme des Tyranuen zu erſticen, weiß ih niht, was vorgefallen wäre.“

In einem Briefe vom 20. Februar 1793 ſchreibt der Scharfrichter Samſon an den Redakteur der Zeitung „Thermomètre“:

„Citoyen! Eine augenbli>lihe Reiſe hat bewirkt, daß ih nicht die Ehre hatte, dem Erſuchen in Jhrem Blatte bezüglich Louis Capet's zu entſprechen. Jm Folgenden liefere ih meiner Zuſage gemäß den wahrhaften Bericht des Hergangs. Beim Herausſteigen aus der Kutſche zur Hinrichtung bemerkte man ihm, daß er ſeinen Roc ausziehen müßte. Er machte einige Umſtände, indem er ſagte, daß man ihn ſo, wie er wäre, hinrichten fönnte. Auf die Vorſtellung, daß die Sache unmöglich wäre, half er ſeinen Ro ſelbſt auszichen. Ex machte wiederum die nämliche Schwierigkeit, als es ſi<h darum handelte, ihm die Hände zu binden, welche er aber hinhielt, als die ihn begleitende Perſon zu ihm ſagte, daß dieß ein leßtes Opfer wäre. Alsdann erkundigte er ſi, ob die Tambours immerfort trommeln würden. Jhm wurde geantwortet, man wüßte es niht, und das war die Wahrheit. Ex beſtieg das Schaffot und wollte auf die Vorderſeite losſtürzen, gleih als ob er ſprechen wollte. JFndeß {ſtellte man ihm vor, daß dieß wiederum unmöglih wäre; alsdaun ließ er ſi< an die Stelle führen, wo man ihn anſchnallte und wo ex ſehr laut \<hrie: Volk, ih ſterbe unſchuldig ! Indem er ſich hierauf an uns wandte, ſagte er zu uns: Meine Herren, ih bin unſchuldig alles Deſſen, was man mir zur Laſt legt. Jch wünſche, daß mein Blut das Glü> der Franzoſen kitten möge. Das, citoyen, ſind ſeine lebten und wirklichen Worte. Die Art kleine Debatte unten am Schaffot drehte ſih darum, daß er das Ausziehen ſeines Ro>ks und das Binden ſeiner Hände nicht für nöthig hielt. Auch machte er den Vorſchlag, daß ex ſi<h ſelber die Haare abſcheeren wollte.“

Von den 500 Perſonen, die den König retten zu wollen verſprochen hatten, waren bloß, wie der Prieſter Edgeworth erzählt, 25 zur Stelle geweſen. Nachdem der Kopf des Königs abgeſchlagen war, nahm Paris ſofort, indem man ſih, über wichtigere Dinge als über das Schauſpiel der Hinrichtung unterhielt, das bisherige rege Leben und Treiben wieder an. Beſonders ſpra<h man über einen Tags vorher von einem Anhänger des Königs verübten Mord, mit dem ſih auh der Konvent am 21. Januar beſchäftigte. Jn einem Reſtaurant des Palais Royal war dex Konvents-Deputirte Lepelletier de St. Fargeau von einem