Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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gegen die in Frankreich ſelbſt vorhandene Reaktion, ungeſhwächt fortdauerte. Somit war die Auſgabe für das revolutionäre Volk der Hauptſtadt noh niht abgeſchloſſen. Da nun dieſes revolutionäre Volk ſich an der Pariſer Kommune ſein ſpezielles Organ geſchaffen hatte, fonnte es nicht fehlen, daß die Deputirten Frankreichs, welhe im Konvente tagten, wieder vorwärts getrieben werden - und mit dex Pariſer Kommune in Konflikt gerathen mußten.

Die Pariſer Deputirten ſtimmten faſt ohne Ausnahme mit dem revolutionären Volke der Hauptſtadt überein und bildeten innerhalb des Konventes ſein Organ ; ſie waren die Stützen der äußerſten Linken oder der Bergpartei (Montagnards). JFhre vorzüglichſten Gegner waren die Girondiſten : ſo benanut, weil die vornehmſten Sprecher derſelben aus dem Departement der Gironde ſtammten. Die Girondiſten ſ{loſſen vorzüglich viele Schönredner in ſi<h. Als ſolchen mangelte ihnen die revotionäre Thatkraſt, die Gründlichkeit des Denkens, die Feſtigkeit des Charakters. Wie wir oben ſahen, hatte von denen unter ihnen, die im Geſebgebenden Körper geſeſſen hatten, uur ein Einziger, Genſonné, aus den Händen des Königs kein Geld angenommen ; alle übrigen waren korrumpirt. Jm Miniſterium hatten ſie, ſeitdem der Juſtizminiſter Danton ſein Portefeuille niedergelegt hatte, vorwiegenden Einfluß durch den von ſeiner Frau regierten Miniſter des Junern, Roland. Marat nannte ſie die kleinen Jntriganten oder auch ſpöttiſh die Staatsmänner. Couthon aber, der Freund Robespierre's, ſagte von ihnen: „Das \ind ſchlaue, verſchmißte, intrigante und beſonders ehrgeizige Leute. Sie wollen die Republik, weil ſih die öffentliche Meinung dafür ausgeſprochen hat ; allein ſie wollen dieſelbe ariſtokratiſh ; ſie wollen fi<h in ihrem Einfluſſe verewigen, die Plätze, die Aemter und beſonders die Schätze der Republik zu ihrer Verfügung haben. Dieſe Parteigängerſchaft will die Fretheit uux für ſich. Laſſet uns über ſie herfallen mit verkürztem Arm!“

Einen unerſchöpflichen Vorwurf gegen die Kommune lieferten deu Girondiſten die Maſſacres vom 2. September. Sie hatten hierzu einigen Grund inſofern, als am 2. September davon die Rede geweſen war, verſchiedene Girondiſten, namentlih den Miniſter Roland, mitzumaſſakriren. Schon in der zweiten Sißung des Konvents verlangten die Girondiſten gerichtliches Einſchreiten und Schaffote gegen die „revolutionären Mörder“, Sie waren au<h noh deßhalb auf die Leute der Kommune erboſt, weil dieſelben die vom Könige verübten Beſtehungen ans Tageslicht gezogen hatten. Die im Schloſſe dur<h den Advokaten Panis, den Schwager Santerre's, und dur<h Sergent geſammelten Papiere wurden der Kommune entrückt, indem der Konvent beſchloß, daß dieſelben einer aus 24 Mitgliedern beſtehenden Kommiſſion, in der ſich fein Pariſer Deputirter und kein Mitglied der beiden vorhergegangenen National-Verſammlungen befände, übergeben werden ſollten. Ferner wurde vom Konvente verfügt, daß alle Haftshefehle der Kommune ſeinem Ausſchuſſe der öffentlichen Sicherheit überliefert und deſſen Kontrole unterworfen werden müßten. Da die heftigſten Beſchuldigungen gegen die Pariſer Munizipalität erhoben wurden, ließ der Generalrath der Kommune an die bei den Verhaftungen fkonfiszirten Gold- und Silhber-