Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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ſachen Siegel anlegen, und es wurde mittelſt Mauerañſchlags öffentlich befannt gemacht, daß Jeder, der Etwas zu reklamiren hätte, ſi<h auf dem Stadthauſe einfinden möchte. Mehrmals war im Konvente davon die Rede, den Generalrath der Kommune und die Sektionen aufzulöſen.

Die Konvents-Deputirten aus dex Provinz, namentlih die Girondiſten, ſuchten ſih vor dem Pariſer revolutionären Volke dadur<h zu ſhügen, daß fie eine Parlamentsgarde errichten wollten. Dieſe Garde ſollte dur< den Generalrath jedes Departements ausgewählt und die gute Geſinnung der in ſie genommenen Leute durch die zuſtändigen Munizipalitäten beglaubigt werden. Für jeden Departements-Deputirten ſollten 40 Mann Jnfanterie und zwei Mann Kavallerie geſtellt, der Kommandant aber dur<h den Konvent ernannt werden. Gegen die Errichtung dieſer Garde, die als die Vernichtung der Volksſouveränität und als die Fortſezung der Beamten - Ariſtokratie bezeichnet wurde, liefen viele Adreſſen ein und ſie kam nicht zu Stande. Dagegen ſtand dem Konvente eine Abtheilung zu Paris in Garniſon liegenden Linienmilitärs zur Verfügung.

Inzwiſchen dauerte die Reibung zwiſchen den Pariſer Sektionen und dem Konvente fort. Theils tadelten die Sektionen manche KonventsBeſchlüſſe, theils ſpornten ſie zu Maßregeln an. Beſonders zeigten die Sektionen gegen die geheime Abſtimmung, hinter die ſi<h die Du>ékmäuſer und Jntriganten verkriechen konnten, in Kommune-Angelegenheiten große Abneigung. Sie verlangten daher, daß bei den Munizipal-Wahlen die Abſtimmung öffentlich und mit lauter Stimme geſchehen ſollte.

Ein anderer ſtreitiger Punkt betraf die Unterſtüzung der Pariſer Arbeiter. Santerre erklärte es für nothwendig, dem Pariſer Volke eine Brotunterſtüßung im Werthe von einer halben Million Franken zuzuwenden. Viele Dürftige waren bei öffentlichen Arbeiten beſchäftigt. Als die Feſtungen Longwy und Verdun in die Hände der Preußen gefallen waren, hatte man beſchloſſen, bei Paris ein Lager zur Vertheidigung der Stadt zu errichten. Noch ehe der Plan zu dieſem Lager im Einzelnen fertig war, wurden ſhon Arbeiter an den zu errichtenden Beſeſtigungen beſchäftigt. Nachdem die erſten Arbeiter ſi< freiwillig eingefunden hatten, wurden die übrigen von der Pariſer Munizipalität angeſtellt. Weil aber das Lager ſih in einen Herd politiſcher Gährung, wo der Aufruhr gepredigt wurde, zu verwandeln ſchien, wurde in den Miniſterien des Junern und des Krieges eine aus Konvents-Deputirten und Kommune-Mitgliedern beſtehende Kommiſſion“ niedergeſeßt, welche eine unnüße Ausgabe von 470,000 Francs fkonſtatirte. Zufolge dem von ihr dem Konvente vorgeſchlagenen und von dieſem ſofort adoptirten Reglement wurden nun die Arbeiter in Brigaden eingetheilt und unter militäriſche Zucht geſtellt. Nämentlih wurde die Stückarbeitslöhnung anſtatt des gleichen Tagelohns eingeführt. Dieſe Maßregel gab Anlaß zu großer Unzuſriedenheit unter den Arbeitern, und ſelbige richteten an den Konvent verſchiedene Petitionen. Ju einer derſelben heißt es:

„Jn einer Zeit wirklicher Gleichheit darf es kein empörendes Mißverhältniß bei den Arbeiten geben. Die Deputirten der Konſtituirenden und Geſeßgebenden Verſammlung wurden bloß deßhalb Ariſtokraten,