Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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weil ihnen die Nation einen zu ſtarken Lohn ausgeſeßzt hatte. Der Lohn aller Einzelnen im Dienſte der Nation ſollte in einem gerechten Verhältniſſe abgeſtuft ſein. Die Arbeiter ſind die Stüßen der Nation, denn ſie ſind es, welche ſi<h am 10. Auguſt erhoben haben.“

Da die Arbeiter ihre Reklamationen gegen den Stü>lohn nicht berüdſihtigt ſahen, beſchloſſen ſie, die Arbeit einzuſtellen. Nur in einem einzigen Atelier gelang es den Kommiſſären, die Ordnung aufreht zu erhalten ; doh wurden ſie bald darauf von den rebelliſchen Arbeitern ergriffen und mit dem Tode bedroht. Die Folge hiervon war, daß der Konvent unterm 15. Oktober die Einſtellung dieſer öffentlichen Arbeiten verfügte. Jndeß konute er ſein desfallſiges Dekret niht auf der Stelle vollziehen, Jn der Sißung vom 23. Oktober verlas der Vorſißende des Konvents einen von einem im Lager angeſtellten Munizipal-Beamten geſchriebenen Brief, des Juhalts: „Citoyen Präſident! Jh benachrichtige Sie, daß die Arbeiter aus dem Lager, verſammelt in großer Anzahl, auf dem Vendôme-Plazze ſind. Sie verlangen Gehör und wollen eine Deputation von zwanzig Mitgliedern in den Konvent entſenden. Es iſt dringend nöthig, dieſelbe vorzulaſſen, wenn man einem Aufſtande zuvorfommen will.“

Dieſe Demonſtxation der Arbeiter geſ<hah im Einverſtänduiſſe mit der Pariſer Munizipalität. Die Petitionäre wurden zwar vorgelaſſen, aber ihre Petition gegen den Stüclohn nicht erfüllt, zunial da ſih die Konvents - Mitglieder überzeugten, daß niht 4000, wie es anfänglich hieß, ſondern nux 150 Arbeiter ſi<h auf dem Vendôme-Plaße zuſammengeſchaart hatten.

JIndeß mußte für die Arbeiter unter allen Umſtänden geſorgt werden. Die Kommune erneuerte daher ihre Vorſtellungen um Geldunterſtüßung, damit ſie die ſhon von Santerre erwähnten billets de confiance (Vertrauens-Billets), welche die Munizipal-Verwaltung behufs der Brotunterſtüzung ausgegeben hatte, bezahlen fonnte. Die Munizipalität ſagte in ihrer Adreſſe an den Konvent : „Paris hat ſeinen ganzen Ruhm in die Revolution geſeßt. Die Revolution iſ gemacht, Jhr wollet nicht ſeinen Untergang. . .… Das Königsungethüm iſ zu Boden geworfen : möge ein Ffleines Bruchſtück ſeiner ungeheuren Zivilliſte zum Vortheile der Menſchheit ausſhlagen! Sichert alſo die Vergütung der Billets zu, ſtellt dem Miniſter des Junerun eine Summe von 6 Millionen zur Verfügung : ſie wird mehr als hinreichend ſein. Alsdannu wird das Volk ſagen: „„Unſere Vertreter haben gut am Vaterlande gehandelt, das Vaterland iſ nochmals gerettet !““ i

Der Finanzminiſter Cambon und die, girondiſtiſchen Deputirten wandten gegeu die Bewilligung dieſes Geldes ein, daß die Munizipalität von ihren Ausgaben keine Rechenſchaft ablegte.

Vom November 1792 an war in Paris fortwährende Gährung wegen der Lebensmittelpreiſe. Das Mehl war zu Zeiten in Paris ſo rax, daß ſogar Santerre ſeinen älteſten, fünſzehnthalbjährigen Sohn als Fuhrmann verkleidete und ihn mit einem Wagen und zwei Pferden auf das Gut Toux-Maxouard bei Provins, das von dem Bruder und der Schweſter des Generals Santerre bewirthſchaſtet wurde, ſchi>te, um