Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Angelegenheit dieſer Stadt im Konvente zux Parteiſache geſtaltete. Die Jakobiner tadelten den Juſtizminiſter Garat, daß er niht gegen die Eigenmächtigkeit der Adminiſtration des Var-Departements eingeſchritten war. Endlich wurde die Verfügung jener Var-Adminiſtration kaſſirt und Unterſtüßung nah Toulon geſchi>t. Dex Vorgänger des dortigen General-Prokurators hatte im vorigen Jahre dem Verlangen des Volks nah Brot widerſtanden und wax bei einem Volfksauflauf gehängt worden, Den 24. Februar 1793 ſchi>ten die Pariſer Wäſcherinnen eine Deputation an den Konvent, um ſih niht nur über die Theuerung der Nahrungsmittel, ſondern auh über den hohen Preis der Seife zu beflagen. Da ſie den Tod der Wucherer verlangten, empfing die Deputation vom Vorſißenden des Kouvents einen leichten Tadel, wurde aber gleihwohl zu den Ehren der Sißung zugelaſſen. Ju Folge eines Gerüchts, daß wegen der Lebensmittel Unruhen bevorſtänden, traten die Konvents-Ausſchüſſe für Agrikultur, Finanzen und öffentliche Sicherheit mit der Pariſer Munizipalität in Verbindung, um ſi<h über den Stand der Verproviantirung zu unterrichten. Sie vereinbarten mit dex Munizipalität einen Vorſchlag, demgemäß die Progreſſiv-Steuer auf ein Fahr verlängert und der Kommune aus dem Staatsſchaße ſofort eine Summe von vier Millionen vorgeſtre>t werden ſollte. Weil die - Ariſtokraten no< immer das Volk zum Aufſtande aufſtiſteten, wurde die Pariſer Munizipalität ermächtigt, alle geeigneten Maßregeln zu ergreifen und nöthigenfalls Generalmarſh ſchlagen zu laſſen. Dem Berichte zufolge, den der Miniſter des Junern über den Stand des Proviants erſtattete, hatten ſämmtliche Bäcker noh auf aht Tage Mehl, einige ſogar auf einen Monat. Die Kommune hatte von der außerordentlihen Steuer noh zwei Millionen Francs vorräthig und die Verproviantirung war auf zwei Monate geſichert. Allein dieſe Steuer, wenngleih ſhon im vorigen Jahre fällig, war no< niht eingegangen, da die reihen Leute nicht gezahlt hatten. Man mußte alſo fürchten, daß die Munizipalität keinen Kredit fände. Um die Beſorgniſſe der Bevölkerung zu heben, verlangte die Munizipalität, daß ihr der ganze Steuerbetrag für 1792 und 1793 vom Schaße vorgeſtre>t würde. Dieſer Betrag belief ſich auf ſieben Millionen und wurde ihr, obſchon die Gironudiſten dagegen ſchrien, faſt ohne Disfkuſſion vom Konvente bewilligt. Aber auch die übrigen Städte Frankreichs wurden berücſihtigt. So z. B. wurde der Stadt Bordeaux die Vergünſtigung gewährt, daß die mit Getreide beladenen fremden Schiſſe keinen Eingangszoll mehr zu zahlen hatten. Den 24. Februar hatten die Pariſer Wäſcherinnen billige Seife eingekauft. Als nämli<h mit Seife beladene Fahrzeuge auf der Seine angetommen waren, hatten ſie ſi<h in Maſſe nah dem Kai begeben und ſih die Waare, die ſie brauchten, zu einem vou thnen ſelbſt diktirten Preiſe geholt. Die von der Munizipalität geſchi>te Polizei war nicht gegen die Frauen eingeſchritten, ſondern hatte ſie, als ſie vom Uferdamm Planken auf die Fahrzeuge legten, unterſtüßt, Den 25. Februar unternahmen die Frauen einen Zug gegen die Gewürzkrämer. Sie holten ſi< Zuer, Kaffee, Seife und Lichte, indem ſie deu Preis ſelbſt feſtſtellten. Jhnen wurde kein Einhalt gethan. Die Polizei ſchritt nicht