Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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von Euch, daß Jhr den beſtehenden Behörden das Recht einräumt, die Nahrungsmittel des erſten Bedürfniſſes zu taxiren,“

Jn einer Petition der Wähler des Departements Seine-et-Diſe wurde verlangt, daß bei den Pächtern Hausſuchung gehalten würde, daß jeder Menſch nux eine beſtimmte Anzahl Morgen Landes bebauen ſollte, daß jeder Landeigenthümer eine beſtimmte Quantität Getreide auf den Markt bringen müßte, daß die Ausfuhr von einem Departement: ins andere nux mit Erlaubniß der Behörde geſtattet wäre und jeder Händler in ſeinen Einkäufen zu beſchränken ſei.

Bald darauf ſ{hlug der Deputirte Faye, ein Freund der Girondiſten, ein die Freiheit im Getreidehandel abſchaffendes Dekret vor. Demgemäß ſollte der ganze Ertrag der Aernte der Verwaltung zur Verfügung geſtellt werden, damit dieſelbe 1hn unter den Kommunen, Diſtrikten und Departements na<h den überſchlagenen Bedürfniſſen vertheilte, wobei jedo<h dem Eigenthümer ſein Konſum und ſein Same reſervirk wurde, Nach der Regelung des Auntheils eines Jeden ſollte die Verwaltung in dem von ihr ausgeübten oder überwachten Handelsverkehr faufen laſſen, was zu verkaufen erlaubt wäre, und verkaufen laſſen, was gekauft werden dürfte. Jn der Motivirung dieſes Vorſhlags hieß es: „Wenn Eure Heere ein Land ofkkupirten, wo die reichen Leute ihr Getreide zurückhielten, und wenn Eure Soldaten nah dem Siege Hunger hätten : würdet Jhr alsdann dieſe angebliche Freiheit des Eigenthums reſpektiren ?“

F Mittlerweile fuhr die Kommune foxt, Getreide zu kaufen und

daſſelbe auf der Halle und an die Bäer unter dem Einkaufspreiſe zu verkaufen. Man wagte nicht, in einer Stadt, deren Bevölkerung \o viel für die Revolution gethan hatte, den Brotpreis zu erhöhen. Die Kommune wurde vom Konvente ermächtigt, zur Beſtreitung dieſer Mehrausgabe eine Steuer im Betrage von vier Millionen einzuführen. Das wax, bemerkt Barante, das erſte Beiſpiel einer Progreſſiv-Steuer. Wer ein Einkommen unter 900 Francs hatte, war ſteuerfrei. Die Steuerpflichtigen waren in fünfzehn Klaſſen eingetheilt. Die erſte Klaſſe mußte von ihrem Einkommen 3 Centimes (3 Prozent), die fünfzehnte 20 Centimes oder 20 Prozent bezahlen.

Aber die Pariſer Kommune ſtand mit ihrer Sorge für das arme hungernde Volk nicht vereinzelt da. Auch die Stadt Lyon begehrte die Bewilligung zu einer Anleihe von 3 Millionen, die ſie ebenfalls durch eine außerordentliche Steuer aufbringen wollte, Der Konvent bewilligte ihr die Hälfte dieſer Summe.

Die mit einem gleichen Anliegen ſi<h an den Konvent wendende Stadt Marſeille erhielt 2 Millionen bewilligt. Die Stadt Toulon hatte gleichfalls um Unterſtüßung gebeten. Da die Antwort hatte auf ſih warten laſſen, hatte die dortige departementale Adminiſtration die zum Ankaufe von Getreide nöthige Summe aus den öffentlichen Kaſſen genommen. Wegen dieſer Eigenmächtigkeit ſollte der procureur-syndic des Var-Depaxrtements vor die Schranken des Konvents zitirt werden. Jn Toulon war bereits ein Bataillon zum Schutze der Girondiſten für die Konvent - Garde gebildet worden: weßhalb ſi< die Unterſtützungs-