Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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ſtattfand, ſoll ein Anweſendex die „Septembriſirung“ der 22 berüchtigten Girondiſten, zu denen er no< 8 andere fügen wollte, vorgeſchlagen haben. Als am folgenden Tage der nämlihe Vorſchlag wiederholt wurde, erklärte der den Vorſiß führende Maire Pache, daß er die Verhandlung über einen ſolchen Gegenſtand niht dulden fönnte, und hob nah Feſtſtellung der Liſte der Verdächtigen die Sißung auf. Dieſer vom Maire und von der Kommune gemißbilligte Vorſchlag eines Ein-

zelnen wurde von der Zwölfer-Kommiſſion zum Vorwand für ihre Be_ ſ\<huldigung genommen , daß die Kommune ein Komplott behufs Ermordung des Konvents gebildet habe.

Auf den 27. Mai hatten die Girondiſten die bewaffnete Macht von drei reaktionären Sektionen, deren Kanoniere mit brennenden Lunten daſtanden, zu ihrem Schuße herbeigerufen. Beim Beginn der Sißung verlangt Marat die Abſchaffung der Zwölfer-Kommiſſion. „Man hat“, ſagt ex, „das Volk zu täuſchen geſucht, indem man ihm vorſpiegelte, daß ein Komplott vorhanden wäre, um die Staatsmänner zu ermorden. Der Beweis, daß dieſes Komplott nie exiſtirt hat, beſteht darin, daß keiner von Euch gerizt worden iſ. Jh beſhuldige Euh niht der Selbſtabfaſſung der von einigen Ariſtokraten der Sektionen an Euren Schranken verleſenen Adreſſen ; allein wie habt Jhr eine außerordentliche Kommiſſion ernennen können, um über Dasjenige, was in den Sektionen geſchieht, abzuerkennen? Welch andern Zweck kaun man dabei haben, als die Unterdrückung der Patrioten? .…. Jhr glaubt vielleicht, daß Jhr, nachdem Jhr Alle eingekerkert habt, die Herren des Schlachtfeldes bleiben werdet? Enttäuſcht Euch! Die Maſſe des Volkes iſ patriotiſch geſinnt, ſie verabſcheut ebenſoſehr den ſenatoriſhen Despotismus, wie den föniglihen. Wenn die Patrioten zu einem Auſſtande ſchreiten, ſo iſt das Euer Werk. Daher verlange ih, daß dieſe Zwölfer-Kommiſſion, weil ſie freiheitsfeindlih iſt und zum Volksaufſtande, der nur allzu nahe iſt, führen müßte, unterdrückt wird. “*)

Eine Deputation erſcheint. Sie iſ geſandt von der Sektion der Cité, gegen welche die Kommiſſion eingeſchritten war. „Wir verlangen,“ ſagt der Redner dieſer Deputation, „die Ueberweiſung der Mitglieder der Zwölfer - Kommiſſion an das revolutionäre Tribunal. .. . Wir fommen, um Sie zu mahnen, daß Sie die Republik retten mögen, ſouſt wird die Nothwendigkeit, uns zu retten, uns dazu zwingen, es ſelbſt zu thun.“

Jsnard autwortet, daß die Verſammlung ſih dur<h keine Drohung erſchüttern läßt.

Danton ſagt hierauf: „So viel Unverſchämtheit fängt uns läſtig zu werden an, wir werden Widerſtand leiſten.“

Die Montagnards verlangen die namentliche Abſtimmung über die Auflöſung ; die Rechte widerſeßt ſi<h. Die Energie der Linken zwingt ſie zur Nachgiebigkeit. Als der Namensaufruf beginnt, heißt es plößlich, daß der Konvent von Truppen und citoyens umringt und niht mehr frei iſt. Marat bemerkt, daß die Verſammlung ſi<h dur<h einen von

*) Moniteur vom 28, Mai 1793,