Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Miſt ausgeſtre>t liegen. . . . Neben dieſen Unglücflihen ſieht man Reiche, die auf Eiderdunen ſchlafen, unter vergoldeten De>en, Reiche, deren Tafel nur mit Leerbiſſen beſetzt iſ, denen alle Klimata Sinnesfißel liefern müſſen und die in einer einzigen Mahlzeit den Unterhalt von hundert Familien verzehren. Als unwürdige Günſtlinge des Glücks ſind ſie es, welhe den Uebrigen befehlen und welche das Gold zu Herren der Volksgeſchi>e gemacht hat.“

Marat ſagt: „Abgeſehen von ihren Geſchenken, von ihren falſchen Handlungen der Wohlthätigkèit, von ihrer falſchen Generoſität, ſind die Vortheile, welche ihnen das Vermögen vox dem Volke voraus gegeben hat, ungeheuer groß. Den Armen fehlt Alles, und Niemand kommt ihnen zu Hülfe; den Reichen fehlt Nichts, und Jedermann beeifert ſich, ihnen zu dienen. . . . Die Voreingenommenheit des Volks iſt ſo blind zu Gunſten der Großen, daß dieſelbe, wenn ſie ſi<h beikommen ließen gut zu ſein, fi< in Abgötterei verkehren würde. Was für traurige Erfahrungen haben wir niht mit dieſem verderblichen Hange gemacht ! Jhm ift beſonders das Uebergewicht zuzuſchreiben, das ſie ſeit unſerer Revolution wieder über uns erlangt haben.“

Von ſolchen ſozialiſtiſchen Anwandlungen iſt im praktiſchen Verfolg der Revolution bei den Girondiſten keine Spur zu finden, obwohl manche von ihnen, z. B. Condorcet, früher als ſozialiſtiſhe Theoretiker theilweiſe ſih gezeigt haben. Jn der Revolutions-Praxis zeigten ſie ſich nux als Schönredner, Stellenjäger und kalte Egoiſten. Daher iſt es fein Wunder, wenn der tiefgehende prinzipielle Unterſchied zwiſchen ihnen und ihren Gegnern fi< in tödtliche Feindſchaft, in einen Kampf um Sein und Nichtſein, verwandelte.

Nachdem am 2. Mai im Konvente Thirion das Maximum als das geeignetſte Mittel für Bezähmung der Gier der Wucherer hingeſtellt hatte, wurde dieſe Maßregel am folgenden Tage zum Geſeh erhoben. Demgemäß ſollten die Direktorien eines jeden Departements, indem ſie die mittleren Preiſe ſeit dem 1. Januar zur Richtſchnur nahmen, den Maximum-Preis für die Sachen erſter Nothdurft feſtſtellen, und zwar wurde hinzugefügt, daß das Maximum abnehmend ſein ſollte. Lettere Beſtimmung hieß für die Aufkäufer ſo viel als: „Je mehr ihr aufhordet, deſto weniger ſollt ihr gewinnen !“ Die Jdee des Maximum-=Preiſes ſtammte aus Paris, und die Girondiſten, namentlih der in ihrem Namen ſprechende Ducos, hatten dieſelbe aufs Heftigſte bei der Úeberreichung einer aus der Vorſtadt St. Antoine ſtammenden Petition, die ſogar eine den Reichen aufzulegende Zwangsanleihe forderte, unter Vorkehrung der Heiligkeit des Eigenthums bekämpſt. :

Die Pariſer Kommune beſchloß eine Aushebung von 12,000 Mann für den Krieg, wobei alle auf den Bureaux beſchäftigten unverheiratheten Kommis, mit Ausnahme der Chefs und der Unterchefs, ſowie die Zöglinge der Notare und Advokaten, die Kommis der Banquiers, Händler und Anderer für konſfkriptionspflichtig erklärt wurden. Bei dieſer Aushebung ſollte ſo verfahren werden, daß immer von Zweien einer, von Dreien zwei, von Vieren zwei, von Fünfen drei, von Sechſen drei, von Sieben vier, von Achten vier (und in derſelben Proportion weiter)