Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

Dritter Abſcuitt.

Das Ende der revolutionären Kommune.

Erſtes Kapitel. Der Tod Marat's.

(13. Juli 1793.)

Die Seele dex Pariſer Aufſtände war Marat. Denn hauptſächli< ex war es, der die Pläne der Reaktion durchſchaute und ſie dur<h Aufreizung des Pariſer Volks vereitelte. Er war der Hauptgegner der Girondiſten und wurde häufig im Gegenſaz zu Roland, dem Führer derſelben, genannt, weßhalb Anacharſis Clooy in einer- Broſchüre, betitelt: Ni Roland, ni Marat (Weder Roland, no< Marat), ſagte:

„Nieder mit den Perſonen und dagegen die Sachen auf die Tagesordnung! Dieſe Maxime empfehle ih Roland und Marat, zweien Menſchen, die ſi< gegenſeitig eine rieſige Wichtigkeit beilegen, und es ſebe die Weltrepublik !“

Weil Marat wußte, daß es der großen Mehrzahl des arbeitenden Volks an Einſicht und Beſtändigkeit fehlte, appellixte er fortwährend an die Leidenſchaſten. Jhm wax es vor Allem darum zu thun, daß die arbeitenden Klaſſen materiellen Gewinn aus der Revolution ziehen ſollten. Jun Betreff der Dauer der Republik gab er ſi<h feiner großen Hoffnung hin ; daher rieth ex die Ernennung eines Diktators ſhon im Jahre 1792 an und hatte in dieſer Beziehung ſein Augenmerk auf Robespierre gerichtet, exfannte aber bald, daß dieſer hierzu niht taugte.

So ſehr Marat als Unmenſch verſchrien iſt, beſaß er doch viel Gemüth und ſtrenge Wahrheitsliebe. Ju Nr. 93 des Journal de la république française ſagt ex ausdrü>lich, er habe ſeiner Mutter, die in ihm vie Menſchenliebe genährt, die Entwickelung ſeines Charakters zu verdanken. Ex fügt hinzu: „Vielleiht wird man ungläubig den Kopf darüber ſchütteln, wenn i< ſage, daß mi<h ſ{hon als Kind die Ruhmesliebe geplagt hat, eine Leidenſchaft, die zwar in den verſchiedenen Perioden meines Lebens ihren Gegenſtand gewechſelt, aber mi<h keinen Augenbli> verlaſſen hat. Mit fünf Jahren wollte ih gern Schulmeiſter jein, mit fünfzehn Jahren Profeſſor, mit achtzehn Jahren Schriftſteller,

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