Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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mit zwanzig Jahren ſchöpferiſches Genie, wie ih gegenwärtig nah dem Ruhme geize, mi<h für das Vaterland zu opfern.“

Marat hatte ſeinen urſprüngli<h Mara lautenden Namen durch die Hinzuſebung des t franzöſicirt. Seine Familie ſtammké aus Spanien und war nah Cagliari in Sardinien ausgewandert. Von da war ſein Vater, ein Arzt, nah Genf gekommen, hatte ſi<h mit einer Genferin verheirathet, war vom Katholizismus zum Kalvinismus übergetreten und hatte ſich dann behufs Ausübung der Arzneikunſt zu Boudry, einem Städtchen im Kanton Neuenburg, niedergelaſſen. Die franzöſiſchen Geſchichtsſchreiber, ſowie unſere deutſchen Konverſations - Lexika, geben gewöhnlih als Geburtsort Marat's falſ<h Baudry an, weil ein Ort dieſes Namens in Frankreich lieg. Das Haus, worin Marat geboren iſt, hat bis in die neueſte Zeit no< geſtanden. Marat war vor der franzöſiſchen Revolution in verſchiedenen Ländern Euxopa's und foll ſich häufig mit Ertheilung von Sprachunterricht genährt haben.

Sein Biograph Bougeart theilt folgenden Taufſchein mit: „Jean Paul Mara, Sohn von Jean Paul Mara, einem Proſelyten aus Cagliari in Sardinien, und von Frau Louiſe Cabrol aus Genf, iſt den 24. Mai 1743 geboren und den 8. Juni genannten Jahres getauft. Bei ſeiner Taufe war kein männlicher Pathe zugegen, ſondern nur Frau Cabrol, die Großmutter des Kindes. Ausgefertigt in übereinſtimmender Abſchrift dur< uns, den Zivilſtands-Beamten des Bezirks von Boudry, (Republik und Kanton Neuchâtel.) Boudry, den 14. Dezember 1861.“

Eine Zeitlang beſchäſtigte ſi< Marat eifrig mit Naturwiſſenſchaften, wie verſchiedene von ihm verfaßte Schriften, darunter ſein dreibändiges Werk: „Ueber den Menſchen“, worin er die Hirnhäute (méninges) als Sit des Denkens bezeichnet, ſowie eine Ueberſezung der Optik Newton's und ein Lehrbuch der Phyſik, bekunden. Der Girondiſt Barbaroux, ſein erbitterter Gegner, hatte in der Phyſik bei ihm Unterricht genoſſen. Der Sohn jenes Malers Boilly, der Marat gemalt hat, war, wie Bougeart ſih überzeugte, im Beſitz folgenden Briefes, welcher, an Marat von dem berühmten Franklin gerichtet, wohl am Beſten darthut, daß Marat vor der Revolution kein „Quackſalber“ und „Salbenhändler“ *) war :

Bir,

I shalt endeavour to be with you by ten o'clock in the morning on monday next, having a great desire to see your experiments. I hope nothing will happen to prevent me, and that the weather will be good. With great regard I have the honour to be, Sir, your most obedient humble servant

B. Franklin.

Zu Deutſch: „Mein Herr! Jh denke Sie nächſten Montag früh gegen“ zehn Uhr zu beſuchen, da ih ſehr wünſche, Jhre (naturwiſſenſchaftlichen) Experimente zu ſehen. Jh hoffe, daß Nichts vorfällt, was mi< daran verhindert, und daß gutes Wetter iſt.

*) Herr Profeſſor Adolf Schmidt, der allen möglichen Klatſch auftiſcht, hat natürlich auh dieſe gegen Marat von ſeinen Feinden ausgeſtreute Verleumdung nicht vergeſſen. Î