Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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Hochachtungsvoll habe ich, mein Herr, die Ehre zu verharren als Jhr gehorſamſter, ergebenſter Diener B. Franklin.“

Marat führte ein äußerſt frugales Leben, wie das bei einem ſo fonſequenten Revolutionär für jeden Menſchenkenner niht anders denkbar iſt. Als ex, um der Verfolgung zu entgehen, ſi< in Kellern verſte>t hielt und in ungeſunden Löchern ſein Blatt ſhtieb, hatte ex manchmal zu ſeiner Nahrung Nichts als eine Hand voll Reis. Begreiflicherweiſe haben die Reaktionäre über ihn ausgeſprengt, er habe im Luxus gelebt und ſogar acht Gerichte gegeſſen. Seine Schweſter Albertine hat hierauf in dex oben erwähnten Broſchüre bereits geantwortet, indem ſie ſchreibt:

„O Jhr Zeugen ſeiner Trübſale, Euh rufe i< an, damit Jhr die Wahrheit ſagt! Jn welchem Zuſtande ſaht Jhr Marat ? Egoiſt, der Du das Glück nur nah Deinem Geſchma> beurtheilſt, Du kannſt Dix allerdings nicht einreden, daß dieſer Mann ſi<h dazu entſchloſſen hatte, nur für ſeine Brüder zu leben! ... Sein täglich erſcheinendes Blatt verurſachte ihm ſehr große Ausgaben, denn es de>te nicht die Koſten, und die Herſtellung deſſelben machte jeden Lag Geldopfer nöthig. “

Marat beſaß einen niht geringen Scharfſinn und große Kombinations-Kraſt. Jn Nummer 288 ſeines „Volksfreunds“ ſchreibt er:

„Theure Genoſſen! J<h gelte für einen Propheten ; doch bin i< ein gewöhnlicher Sterblicher wie Jhr. Aber ih kenne die Menſchen, welche Jhr niht beobachten zu wollen ſcheint. J< weiß die verſchiedenen Kombinationen aller Reſſorts der politiſhen Maſchine auswendig, deren Spiel Jhr nicht ergründen zu wollen ſcheint. Wenn ih dieſes oder jenes Rad berühren ſehe, merke ih ſofort, ob ein Ungeſchiter, Der niht weiß, was er thut, oder ein Charlatan, der das Spiel zu verändern beabſichtigt, ſeine Hand daran legt.“

Durch die heftigen Kämpfe mit den Girondiſten war Marat nicht aus der Aufregung hergusgekommen. Seine ſhon abgeſhwächte Geſundheit war dadurh ganz erſchüttert worden und er war ſeitdem nur zwweioder dreimal hinlänglih wohl, um nah dem Konvente gehen zu können. Außer der Nervenabſpannung, der Folge dieſer Kämpfe, litt er an den Flechten, einer garſtigen Hautkrankheit, die er ſi< dur ſeinen Auſenthalt in den Kellern zugezogen hatte. Er ſuchte ſich ſeine Leiden dadurh zu lindern, daß er täglih warme Bäder nahm. Während er früher ſein Blatt faſt ausſcließlih allein geſchrieben hatte, nahm er jezt auh viele Korreſpondenzen auf.

Folgende Perſonen bildeten ſeinen Haushalt : ſeine Geliebte Simonia Evrard, *) welche für ſeine Schweſter gehalten wurde, ferner Katharine Evrard, die mit einem Drucker des Marat’ſchen Blattes verheirathete Schweſter ſeiner Geliebten, die Köchin Feannette Marechal, der bei der Zeitung angeſtellte citoyen Lorenz Bas und drei Frauen, welche beim Falzen verwendet wurden.

*) Louis Blanc nennt ſie Katharine Evrard. Er ſagt, indem er ſie mit ihrer Schweſter verwechſelt, im neunten Bande ſeiner Revolutionsgeſ<hichte anf Seite 76: Son unique trésor .… . était Vamour d’une femme boune et dévouée, qui avait nom Catherine Eyrard.