Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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ge\<hmeidigi, um uns für- das Walten in der Hütte, im Bauernhaufſe, in der Wirthſchaft geeignet zu mahen? Nein. Sie ſagte zum Manne: Sei Mann! Das Laufen, die Jagd, der Feldbau, die politiſchen Arbeiten, die Mühſale jeder Art ſind unſer Erbtheil. Zur Frau ſagte ſie: Sei Frau! Die Beſorgung der Kindſchaft, die Einzelheiten der “ Wirthſchaft, die ſanften Bekümmerniſſe der Mutterſchaft : das ſind deine Arbeiten ! Allein, die emſigen Beſchäftigungen verdienen eine Belohnung: wohlan, du ſollſt ſie haben, du ſollſt die Gottheit des häuslichen Heiligthums ſein ; du ſollſt über deine Umgebung herrſchen dur< den unbeſieglichen Reiz der Schönheit, der Anmuth und der Tugend! OD über euh unklugen Frauen, die ihr Männer werden wollt! F|ſt euh etwa nicht genug zugetheilt? Was braucht ihr mehr? Jhr herrſht über alle unſere Sinne; die Geſetzgeber, die Behörden liegen zu euren Füßen ; euer Despotismus i} der einzige, den unſere Kräfte niht bezwingen fönnen, weil er der Despotismus der Liebe und folgli<h derjenige der Natur iſt. Bleibt im Namen dieſer nämlichen Mutter (Natur), was ihr ſeid, und begnügt euch, anſtatt uns um die Gefahren eines ſtürmiſchen Lebens zu beneiden, mit dex Auſgabe, dieſelben uns vergeſſen zu machen im Buſen unſerer Familien, wo wir unſere Bli>ke an unſern Kindern weiden und dur<h eure Zärtlichkeiten glü>li<h ſind! So ſehr wir die Familienmutter verehren, die ihr Glück in der Erziehung und Beſorgung der Kinder, im Spinnen der Kleider für thren Mann und in der Erleichterung ſeiner Mühſale dur< die Erfüllung der häuslichen Pflichten findet : ebenſo ſehr müſſen wir die ſhamloſe Frau verachten und anſpeien, welche das männlihe Gewand anlegt und ekelhaft ihre von der Natur erhaltenen Reize mit einer Pike und einer rothen Mütze vertauſcht. — Jh verlange, daß. der Rath feine Frauen- Deputation mehr empfängt, und einen desfallſigen Beſchluß faßt, ohne jedo<h den Rechten nahe zu treten, welche die citoyennes haben, den Behörden ihre individuellen Bitten und Klagen zuzuſtellen.“

Peter Kaspar Chaumette, welcher den emanzipirten Frauen in dieſer Rede entgegentrat, war in der Pariſer Kommune als Prokurator ſeit dem September 1792 eine ſo wichtige Perſönlichkeit, daß wix einige kurze Notizen über ſein Leben zu liefern für paſſend erahten. Er war am 24. Mai 1763 zu Nevers geboren und ſtammte von armen Eltern her. Er war zuerſt Matroſe und Ruderſteurer. Dann wurde ex Kopiſt und Schreiber eines Advokaten zu Paris. Hierauf rückte er empor zur Mitarbeiterſchaft am Journal Prud'homme's und zeichnete ſi<h aus unter den revolutionären Rednern, welche im Garten des Palais Royal auftraten. Mit den entſchiedenſten Patrioten befreundet, nahm ex Theil an der revolutionären Kommune, welhe fi<h am 9. Auguſt Nachts im Stadthauſe inſtallirte. Nachdem er im September 1792 zum Prokuralor dieſer Kommune gewählt worden war, trug er mächtig zum Sturze der Girondiſten bei. Hierauf trieb er die Revolution vorwärts, indem er das Chriſtenthum angriff und die Pfaffen zum Ableugnen des <riſtlichen Glaubens bewog. Er brachte unter den Revolutionären die Mode auf, Holzpantoffeln zu tragen, damit die vorhandenen Stiefeln ausſhließli< für das Heer, welches an Schuhwerk Mangel litt, verwendet