Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794
A= MIES n ET SITE Ta S2 RE IS Ve
— 186 —
___ Die Munizipal-Beamten wollen ihre Schärpen abthun und die Flucht ergreifen. Dulac, den Säbel in der Hand, bedroht ſie mit dem Tode, wenn ſie die geringſte Bewegung machen. Dann gibt er ſeinen Leuten den Befehl, die Gefangenen zu bewachen, und läßt den Berathungs-Saal ſchließen. Er kommt zu Leonhard Bourdon zurü> und berichtet ihm, wie die Sachen ſtehen. Alsdann bemächtigt ſih Bourdon der Gefangenen. Barras, der Oberbefehlshaber, kommt auf dem Plate des Stadthauſes mit ſeiner Kolonne an, als Alles ſchon vorbei iſt. Er hat nur die Proſfkribirten fortzuſchaffen. Als er an die Thür des Konvents fommt, fragt er an, ob er Robespierre hineinbringen foll. Da antwortet Thuriot: „Jn den Konvent den Körper eines mit allen Verbrechen bedecten Menſchen bringen hieße dieſem ſ<hönen Tage ſeinen ganzen Glanz benehmen. Der Leichnam eines Tyrannen kann nur die Peſt bringen. Der für ihn und ſeine Mitſchuldigen beſtimmte Plag iſt der Revolutions - Plat (der Hinrichtungs - Platz). Die beiden Ausſchüſſe müſſen die nöthigen Maßregeln ergreifen, damit das Schwert des Geſeßes ſie unverzüglich trifft.“
Da die Verhafteten dur<h den flagranten Hochverrath der Acht verfallen waren und „außerhalb des Geſezes“ ſtanden, brauchte mit ihnen fein weiteres gerichtlihes Verfahren vorgenommen zu“ werden, als daß ihre Jdentität feſtgeſtellt wurde. “Dieſe Jdentität war laut Geſeß durch die Mitglieder der Munizipalität zu konſtatiren. Weil aber im gegenwärtigen Falle ſi<h die Munizipalität ſelber in Maſſe des Hochverraths ſchuldig gemacht hatte, löſte der Konvent die Schwierigkeit dadurch, daß .er dur<h ſeine Kommiſſäre den Nachweis der Jödentität lieferte, zs
Am Nachmittage des 10. Thermidor brachten die Hinrichtungs= Karren 21 Mann auf den Revolutions - Plaß. Auf dem vorderſten fuhren die beiden verwundeten Robespierres, der verleßte Henriot, der verkrüppelte Couthon und der noh heile, nahdenklihe St. Juſt. Dex zweite Karren fuhr den todten Lebas. Auf dem Wege zeigten die Gendarmen den Zuſchauern Robespierre mit der Degenſpiße. Sein Kopf war in einen blutigen Leinwand-Verband eingehüllt, ſodaß man nur die Hälfte ſeines blaſſen, bleifarbigen Geſichts erbli>te. Es erſchallten nux die Rufe: „Zum Tode, zum Tode, auf die Guillotine !“ An manchen Orten erhöhten Händeklatſhen und Freudengeſchrei dieſe JInſulten. Vor dem Hauſe, wo Robespierre gewohnt hatte, machte man Halt, und Frauen, oder beſſer geſagt: Furien, führten um ſeinen Karren einen Rundtanz auf.
Robespierre äußerte kein Wort, gab keinen Ton von ſi<h. Nur als der Scharfrichter, ehe er ihm den Kopf mit dex Guillotine abſchlug, ihm den Verband des Geſichts abriß, ſtieß Robespierre einen grimmigen Schmerzensſhrei aus. Maximilian von Robesptierre war 35 Jahre alt; St. Juſt zählte erſt 25 Jahre; Couthon ſtand im 38. Jahre.
Am folgenden Tage erlitten ſiebenzig Mitglieder der Kommune das nämliche Geſchi> wie Robespierre, Zwölf weitere Hinrichtungen von Kommune-Mitgliedern fanden no<h Tags darauf ſtatt.