Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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ſcharſſichtiger citoyen die Miniſter, welhe dem Volke immer feindlich ſind, denunzirt, klagen wir ihn, wofern er keine juriſtiſhen Beweiſe beibringt, der Verleumdung an : gleih als ob ein Landesverwalter ſeine Befehle zu Unterſhlagungen, zu Amtsvexbrechen, zu Verräthereien \{riſtli< gäbe, über die von ihm begangeneu Aitentate einen Schein ausſtellte ! Was mir auffällt, iſt, daß die Maximen, welche ih gegen die öffentlichen Delinquenten (gegeu die Beamten) angewandt ſehen möchte, bei uns gegen die Privat-Delinquenten befolgt werden ; denn, welches Verbrecheu der Staatsanwalt einem citoyen au< ſ<huld geben mag, trifft ihu (den Staatsanwalt) doh kein Vorwurf, ſobald die Auklage niht von Bosheit diktirt iſt. Warum ſollen wir denn nun Maximen, die zum Heil der Familien gutgeheißen werden, niht au< zum Wohl des Staates gutheißen 24*)

Was Bailly ſelbſt anubetraf, ſo ſagte Marat in Nr. 21 ſeines Blattes: „Allerdings ſchäße ih in Herrn Bailly den ausgezeichneten Gelehrten und ſee bei ihm alle häuslihen Tugenden voraus; allein mit Schmerz ſehe ih ihn an der Spie der Munizipalität. Er hat jein Leben mit dem Studium der exakten Wiſſenſchaſten zugebracht, er iſt wenig bewandert iu den öffentlihen Angelegenheiten und ex hängt an der Regierung dur<h Woßhlthaten, deren Auſgeben ihm die Delikateſſe geboten hätte, ſobald er ſi<h dem Dienſte des Vaterlandes zu widmen ſchien.“

Wie ſehr Marat damit Recht hatte, läßt ſi<h ſhon aus der hündiſhen Schmeichelei erſehen, die Bailly ſich zu Schulden kommen ließ, als ex am 5. Februar 1790 den König wegen der Tags vorher in der Natioual-Verſammlung gehalteuen Rede beglücwünſchte. Er ſagte, daß der König „alle Titel der geliebten Monarchen in ſi<h vereinte : Ludwig der Gerechte, Ludwig der Gütige, Ludwig der Weiſe und bald auh Ludwig dex Große !“

Ueber die National-Gardiſteu (die Bourgeois-Miliz) fällt Marat folgendes Urtheil: „Euch hat der militäriſhe Aufpuß verführt; der Wunſch, eu< dur<h eine Uniform auszuzeichnen , treibt eu< dazu, in Maſſe euch einzuſchreiben. Anſtatt eu<h in der Handhabung der Waffen zu üben, um den Feind zurücweiſen zu können, lerut ihr ihren Gebrau nux aus Furcht, um nicht linkiſh zu erſcheinen. Jhr ergößt euch

*) Ebenſo ſchreibt Louſtalot in den Révolutions de Paris, Nr, 14:

i „Schwache Franzoſen, enthuſiaſtiſhe Kinder, wann werdet ihr denn einſeheint , daß es weſentlih für die Freiheit iſt, über die öffentlihen Männer Alles, was man will, ungeſtraft zu ſchreiben? ..,. Für das Glück der Einzelnen, für die Aufrechterhaltung der Konſtitution und der Freiheit iſt unerbittlicher Krieg zwiſchen den Schriftſtellern und den Agenten dex vollziehenden Gewalt nothwendig. Sobald ſih die gerihtli<he Gewalt auf die Seite der vollziehenden Gewalt gegen die Preſſe ſtellt, iſt das Gleichgewicht vernichtet (la balance est rompue) und das Volf Sklave. Die Miniſter und die Leute im Amte ſind mit Necht der Verleumdung ausgeſeßt, Dieſes nothwendige Uebel wird hinlänglich aufgewogen dur<h den Genuß der Macht und der Größe. Die tugendhaften Männer, welche die öffentlichen Stellen verwalten, fürchten die Verleumdung nicht; dieſelbe richtet bloß die Schurken zu Grunde. Dieſe Grundſäße ſcheinen Euh wohl ſonderbar, ihr Franzoſen ? Wohlau deun, jo ſeid Sklaven!“