Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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91. Oktober der Belagerungszuſtand proklamirt und die Munizipalität ermächtigt, na<h vorausgegangener vergeblicher Aufforderung gegen die Widerſpänſtigen von den Waffen Gebrau<h zu machen, Am genannten Tage ſeßte die Kommune zugleich ein Unterſuhungs-Komitee ein, welches Denunziationen entgegenzunehmen und die Unruheſtifter zu verhaften hatte. Louſtalot nennt in feinem Journal de Prudhomme dieſes Komitee eine „bürgerliche Juquiſition“. 2

Marat aber ſ{hrieb in ſeinem Ami du peuple (Nr. 25): „Alle guten citoyens müſſen ſi< bewaffnet verſammeln und durch eine zahlreiche Abtheilung alles Pulver von Eſſonne abholen laſſen. Jeder Diſtrikt muß ſeine Kanonen vom Stadthauſe zurückziehen. Die National-Miliz muß ihre Führer, wenn dieſelben feindliche Beſehle ertheilen, in Gewahrſam nehmen.“ y i

Wir wollen hier einige Stellen aus dem um die Mitte September 1789 zuerſt erſchienenen Ami du peuple über die Pariſer Munizipalität wiedergeben. Jn Nr. 14 ſchreibt Marat: „Kaum iſt ein einziges Komitee vorhanden, bei dem ſi<h niht irgend ein Penſionär des Fürſten befindet, niht irgend ein Mitglied, welches von des Fürſten Freigebigkeit lebt, nicht irgend ein Ariſtokrat mit finſterm Plane, nicht irgend ein beſtochener Agent. Jt es wohl glaublih, daß an der Spize Aller ein mit Penſionen des Königs überhäufter Akademiker (Bailly) ſteht? .. . Sollen wir von den Plünderungen reden, deren Einige. angeklagt werden, von dem übermäßigen Gehalte jener das Volk auffreſſenden und ſein Elend vermehrenden Legion Beamten? . , . Dieſes Polizei-Komitee, wo freche Ariſtokraten herrſchen, welche ſich zu Herren vom Schicfſal der Gefangenen zu machen wagen! Dieſes Lebensmittel-Komitee, welches zwei alte Wucherer im Solde der Regierung leiten ; dieſer undurchdringliche Schleier, welcher alle ihre Operationen verde>t! Dieſes ungeheure Korps beſoldeter Miliz! Dieſer Korpsgeiſt, den man der Bourgeois-Miliz einzuſlößen ſu<ht! Dieſe äußerſte Sorgfalt, die '‘Volksverſammlungen als tumuſltuöſe Zuſammenrottungen zu verbieten !“

Jn Nummer 15. ſ{<hreißht Marat: „Unverſtändiges Volk! Wirſt du ſtets das Opfer deiner Verblendung ſein? Oeffne endlih die Augen, lege deine Schläfrigkeit ab, reinige deine Komitees, erhalte die geſunden Mitglieder, fege die verdorbenen Mitglieder hinaus! .… . Ju den Händen der Pariſer Munizipalität liegt gegenwärtig die vollziehende Gewalt: folgli<h muß die Munizipalität umge\cha}ffen werden.“

Solche Angriffe gegen Beamte riefen niht nux bei den Leuten mit unreinem Gewiſſen, ſondern auh bei den Heuchlern des Anſtandes und bei ſentimental-ſittlihen Tölpeln ein Geſchrei des Unwillens hervor. n vielen Stellen ſeiner Publikationen ſete nun Marat aus einander, warum es erlaubt ſein muß, in der Preſſe ungeſtraft über öffentliche Männer Alles — ſelbſt irrthümli<h Unwahres — zu ſagen. So zum Beiſpiel heißt es in ſeinem Appel à la nation?

„Wir ſind in politiſchen Dingen noh ſolche Neulinge, ſte>en no< ſo voll von dummen Vorurtheilen, daß wir den klax bli>enden Männern die Mittel benehmen, uns am Untergange zu hindern. Sobald cin