Geschichte der revolutionären Pariser Kommune in den Jahren 1789 bis 1794

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varte der alten franzöſiſchen Könige, nebſt den 83 Departements-Fahnen eingeſegnet wurde, um die vier Een des Aitars. Doch die Hauptrolle ſpielte der an dieſem Tage zum General-Kommandanten der ſämmtlichen Nationalgarden des Königreichs ernannte Lafayette. Unter dem Freudengeſchrei der Zuſchauer wurde er von zwei Grenadiren auf- den „Altar des Vaterlandes“ getragen und ſpra<h von hier aus der anweſenden Menge folgenden fonſtitutionellen Eid vor, den dieſelbe gedankenlos im tauſendſtimmigen Chorus nachplapperte: „Wir {hwören auf Jmmer der Nation, dem Geſeze und dem Könige treu zu ſein, mit aller unſerer Macht die von der National-Verſammlung beſchloſſene, vom Könige angenommene Verfaſſung aufreht zu erhalten und mit allen Franzoſen durch die unlöslihe Bande der Brüderlichkeit vereint zu bleiben.“

Dieſe Poſſe, um ſo größer, als die Konſtitution, die man auf Immer beſchwor, uoch gax nicht fertig war, wurde mit Geſchüßſalven, Waffengeflirr, Trompetengeſhmetter und dem tauſendſtimmigen Geſchrei : „Es lebe die Nation! Es lebe der König!“ geſchloſſen, worauf der Präſident der National - Verſammlung den Eid leiſtete, und auh der König ſhwor, daß er „die von der National-Verſammlung beſchloſſene und von ihm angenommene Verfaſſung mit aller / ihm zu Gebote ſtehenden Macht aufreht erhalten“ werde. Zuleßt machte ſih ſogar noch die Habsburgerin Marie Antoinette bemerkbar. Sie hielt ihren Kronprinz vor dem Volke empor, indem ſie rief: „Hier iſt mein Sohn, er tritt gleih mix den nämlichen Geſinnungen bei!“

So führten die Franzoſen eine konſtitutionelle Einigungs-Hanswurſterei auf, und die Beluſtigungen mit Sackhüpfen, Stangenklettern, Schifferſtechen und Tänzen dauerten no< längere Zeit fort, bis ihnen der Katzenjammer ein Ende machte. Sogar auf den Trümmern der Baſtille war an eine Thür angeſchrieben: lci lon danse (Hier wird getanzt)! Während Lafayette im Genuſſe ſeiner Gloire ſhwelgte, ertönten aus den Reihen der Nationalgarde die Rufe: „Nieder mit Marat !“

Marat war in der That ein ſehr ungemüthliher Menſh. Warf ihm doch ſpäter au< Danton im Konvente vor, daß er ganz ungeſellig (insociable) ſei! Die National-Verſammlung hatte am 10. Juni dem König eine Zivilliſte von 25 Millionen Francs (62/z Millionen Thaler — 20 Millionen Mark) bewilligt, ſodaß derſelbe in dulci jubilo leben, die Deputirten und Schriftſteller beſtehen und -au< dem ausgewanderten Adel zu deſſen revolutionsfeindlihem Treiben Geldunterſtüßungen ſchi>en fonnte. Gerade in dem Augenbli>e, in welchem der König nebſt Frau auf dem Marsfelde den konſtitutionellen Eid ſhworen, trug ſich die fönigliche Familie mit dem Gedanken an einen neuen Staatsſtreih und beabſichtigte wiederum die Flucht zum Heere nah Meß.

Marat war bei ſeiner Rü>kehr aus England von der Pariſer Munizipalität niht behelligt worden, bezeigte dafür aber ſo wenig Dankbarkeit, daß er immer wieder die konſtitutionell-monarchiſtiſhe Eintracht und Sicherheit der Bourgeoiſie ſtörte. Als dem Könige die hohe Zivilliſte bewilligt worden war, rief Marat das Volk zum Auſſtande auf. Das hatte die Munizipalität erwartet. Ein neuer Haftsbefehl gegen ihn